331. Brunnen¹⁾. Born²⁾.
Brunnen (mhd. brunne, ahd. brunno; man stellt das Wort gewöhnlich zu ahd. brinnan, d. i. brennen, urspr. wallen, sieden, eig. die heiße Quelle, die aus der Erde hervorsprudelt) ist ursprünglich das aus der Erde hervorquellende Wasser, das nicht weiter rinnt, wie der Bach und der Fluß; dann bezeichnet es weiter eine solche Quelle, die eingehegt, ummauert oder auf eine andere Weise geschützt ist, wie auch die durch Ausgraben der Erde aufgefundene Quelle, deren Wasser entweder durch Röhren (Springbrunnen), Eimer (Ziehbrunnen) oder auch durch ein Pumpwerk (Pumpe) an die Oberfläche gefördert wird. „Am Brunnen“ spielt sich eine Szene von Goethes Faust (I.) ab. Endlich bezeichnet Brunnen auch das Wasser der Quelle selbst, das frische klare Trinkwasser, im Gegensatz zum Fluß- und Regenwasser, namentlich auch das Wasser einer Heilquelle (Brunnenkur u. ähnl.). — Born ist nur eine niederdeutsche Nebenform zu der hochdeutschen Form Brunnen und teilt alle Bedeutungen dieses Wortes, nur für das Wasser der Heilquelle wird es nicht verwendet. Überhaupt ist Brunnen der üblichere Ausdruck, und Born wird hauptsächlich in dichterischer Sprache verwendet. „Nur dem Ernst, den keine Mühe bleichet, | rauscht der Wahrheit tief versteckter Born; | nur des Meißels schwerem Schlag erweichet | sich des Marmors sprödes Korn.“ Schiller, Das Ideal und das Leben. In dem Worte Bornständer, d. i. Ständer, in dem das Brunnenwasser in der Küche aufbewahrt wird, lebt das Wort Born noch heute allgemein in der Umgangssprache fort.