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Gustav Schwab

(1792-1850)

„Himmel und Erde waren geschaffen: das Meer wogte in seinen Ufern, und die Fische spielten darin; in den Lüften sangen beflügelt die Vögel; der Erdboden wimmelte von Tieren. Aber noch fehlte es an dem Geschöpfe, dessen Leib so beschaffen war, daß der Geist in ihm Wohnung machen und von ihm aus die Erdenwelt beherrschen konnte. Da betrat Prometheus die Erde, ein Sprößling des alten Göttergeschlechtes, das Zeus entthront hatte, ein Sohn des erdgebornen Uranossohnes Iapetos, kluger Erfindung voll. Dieser wußte wohl, daß im Erdboden der Same des Himmels schlummre; darum nahm er vom Tone, befeuchtete denselben mit dem Wasser des Flusses, knetete ihn und formte daraus ein Gebilde nach dem Ebenbilde der Götter, der Herren der Welt. Diesen seinen Erdenkloß zu beleben, entlehnte er allenthalben von den Tierseelen gute und böse Eigenschaften und schloß sie in die Brust des Menschen ein. Unter den Himmlischen hatte er eine Freundin, Athene, die Göttin der Weisheit. Diese bewunderte die Schöpfung des Titanensohnes und blies dem halbbeseelten Bilde den Geist, den göttlichen Atem ein. So entstanden die ersten Menschen und füllten bald vervielfältigt die Erde.“

Gustav Schwab, Prometheus

Gustav Schwab im Kleinen Konversations-Lexikon

Schwab, Gustav, Dichter, geb. 19. Juni 1792 in Stuttgart, seit 1845 Oberstudien- und Konsistorialrat das., gest. 4. Nov. 1850; Vertreter der sog. Schwäbischen Dichterschule; veröffentlichte: »Gedichte« (1828-29), »Sagen des klassischen Altertums« (1838-40 u.ö.), »Schillers Leben« (1841), »Deutsche Volksbücher« (neue Auflage 1880). – Vgl. von Klüpfel (1884) und die Biographie von seinem Sohne Cristoph Theodor Schwab (1883).

(Aus: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, 1906)

Werke von Gustav Schwab

Sagen des klassischen Altertums
Gustav Schwab: Sagen des klassischen Altertums, 1909