221. Bahn¹⁾. Weg²⁾. Straße³⁾. Pfad⁴⁾. Steig⁵⁾. Fußsteig⁶⁾.
Weg bezeichnet überhaupt die Linie, die man sich von einem in Bewegung befindlichen Gegenstande zwischen zwei Orten beschrieben denkt. Die gerade Linie ist der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten. Durch die Entdeckung des Vorgebirges der guten Hoffnung fand man einen neuen Weg nach Ostindien. Gewöhnlich erkennt man an den Spuren der Reisenden den Weg, der zu einem Orte führt, und man nennt daher diese Spuren auf der Oberfläche der Erde den Weg. So sagt man: Hier verlor sich der Weg, d. i. man konnte keine Spur eines Weges mehr sehen; oder: Es war so finster, daß man den Weg nicht mehr sehen konnte. Unter Weg im engern Sinne aber versteht man den zum Verkehr zwischen zwei Orten dienenden Raum, der je nach der Breite Fahrweg oder Fußweg, nach der Umgebung Feld-, Wald-, Garten-, Wiesenweg usw. sein kann. „Indem er säete, fiel etliches an den Weg.“ Matth. 13, 4. Bahn ist der bestimmt begrenzte, künstlich zubereitete Weg, in welchem der bewegte Körper bleiben muß, wenn er an sein Ziel gelangen soll, z. B. Laufbahn, Schlittenbahn, Eisbahn, Kegelbahn, Eisenbahn, Rennbahn. Daher nennt man die bestimmten Wege der Planeten, aus denen sie nicht weichen können, Planetenbahnen. „Alle streben und eilen und suchen und fliehen einander, | aber alle beschränkt freundlich die glättere Bahn.“ Goethe, Jahreszeit. 88. Wenn der Weg verschneit ist, wird Bahn gemacht; auf dem Eise wird Bahn gekehrt; die künstlich bereitete Bahn wird oft dem natürlichen Wege entgegengesetzt (z. B. einem Flusse u. dgl. „Fluß und Bahn,“ Goethe, Zu meinen Handzeichnungen III). Straße (via lapidibus strata), eig. ein gepflasterter Weg, bedeutet einen breiten Weg, der befahren wird und durch sein Pflaster oder durch andere Abzeichnungen (z. B. durch zu beiden Seiten angepflanzte Bäume oder durch zu beiden Seiten gezogene Gräben u. dgl.) sichtbar ist. Daher wird der sichtbare, durch seine Farbe sich unterscheidende Streifen am Himmel die Milchstraße genannt. Die Straßen waren früher, wo es noch keine Eisenbahnen gab, die Hauptwege des Verkehrs; daher übertrug man das Wort auch auf die Verkehrswege zu Wasser, z. B. Wasserstraße, Meerstraße u. dgl. „Sie (die vier Ströme) fließen nach allen vier Straßen der Welt. Schiller, Berglied. Pfad (engl. path, Weg, kann aber nicht mit griech. patos, Pfad, urverwandt sein; Kluge vermutet Ursprung aus dem Skytischen, vgl. altind. path-, Weg, Pfad) ist derjenige Weg, den die Fußgänger neben dem großen Fahrwege gehen, welcher gewöhnlich fester und zum Gehen bequemer ist; im weiteren Sinne bezeichnet es überhaupt einen schmalen Weg. „Er folgt dem Pfade, der in Krümmen gehet.“ Goethe, Die Geheimnisse. „Und was ich auch für Wege geloffen, aufm Neidpfad habt ihr mich nie betroffen.“ Goethe, Sprichwörtlich. Steig (ahd. und mhd. der stîc, zu steigen) und Fußsteig hat ohne Zweifel ursprünglich einen engen Weg über Anhöhen und Berge bedeutet, über welche man nicht mit Wagen fahren kann (oberd. die Staig freilich bedeutet einen steilen Fahrweg, Schmeller III, 622), ist aber im Laufe der Zeit auf jeden Fußweg übertragen worden. In der Umgangssprache hat es dann in den meisten Landschaften das Wort Pfad verdrängt. Steg (mhd. der stëc, zu steigen) bezeichnet eigentlich eine schmale Brücke, wird aber auch vielfach für Steig gesetzt. „An einem Stab .... | kam Bruder Markus, außer Steg und Bahn, .... | in einem Tal am schönen Abend an.“ Goethe, Geheimnisse. „Nicht jeder wandelt nur gemeine Stege; du siehst, die Spinnen bauen luft’ge Wege.“ Goethe, Sprichwörtlich. — Neben Steg kann hier noch Stiege erwähnt werden, das nur eine Nebenform zu Steg ist, aber eine schmale hölzerne Treppe bezeichnet.