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Theodor Storm

(1817-1888)

„Am grauen Strand, am grauen Meer
Und seitab liegt die Stadt;
Der Nebel drückt die Dächer schwer,
Und durch die Stille braust das Meer
Eintönig um die Stadt.

Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai
Kein Vogel ohn’ Unterlaß;
Die Wandergans mit hartem Schrei
Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei
Am Strande weht das Gras.

Doch hängt mein ganzes Herz an dir,
Du graue Stadt am Meer;
Der Jugend Zauber für und für
Ruht lächelnd doch auf dir, auf dir,
Du graue Stadt am Meer.“

Theodor Storm, Die Stadt.

Storm, Theodor, Dichter und Novellist, geboren 14. September 1817 zu Husum, 1867-80 Amtsrichter daselbst, gestorben 4. Juli 1888 in Hademarschen (Holstein); „Gedichte“ (1852 u.ö.), zahlreiche Novellen („Immensee“, „Im Sonnenschein“, „Auf der Universität“, „Abseits“, „Viola tricolor“, „Aquis submersus“, „Renate“, „Elkenhof“, „Der Schimmelreiter“ u.a.). – Vgl. Schütze (1887), Wehl (1888), Remer (1897).

(Aus: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, 1906)

Über Theodor Storm auf textlog.de

„Wenn wir Raabe und Storm und Keller und Fontane lasen, so bemerkten wir, uns umsehend, wie wenig doch das neue Deutschland noch mit diesem vergangenen guten da zu tun hatte: die alten Herren erzählten von Zügen feinster Menschlichkeit, und über den staubigen Asphalt der Gegenwart kullerten wild gewordene Petroleumschieber und solche, die es werden wollen. Stetigkeit? wir haben keine Zeit; Charakter? wenn darunter die Zähigkeit verstanden werden mag, Geld und unter allen Umständen Geld zu verdienen, dann ja – und Boden unter den Beinen? eine Mietswohnung, und alle paar Jahre eine andre. Und das Elend war fertig. ... “