Zum Hauptinhalt springen

298. Beschimpfen¹⁾. Demütigen²⁾. Entehren³⁾. Herabsetzen⁴⁾. Herabwürdigen⁵⁾. Erniedrigen⁶⁾.

1) To disgrace.
2) Humiliate.
3) Dishonour.
4) Lower.
5) Degrade.
6) Abase.
1) Outrager.
2) Humilier.
3) Déshonorer.
4) Abaisser.
5) Dégrader.
6) Avilir.
1) Insultare.
2) Umiliare.
3) Disonorare.
4) Abbassare.
5) Dispregiare.
6) Avvilire (degradare).

Erniedrigen ist der allgemeinste Ausdruck und deutet eine Verringerung des inneren oder äußeren Wertes einer Person an. Wenn der Wert bloß ein äußerer ist, z. B. derjenige, den ein Mensch durch seine Stelle in der gesellschaftlichen Rangordnung erhält, so ist die Verringerung desselben ein Herabsetzen. So setzt sich z. B. jemand in den Augen der Standesgenossen selbst herab, wenn er die Regeln feiner Sitte und edlen Anstandes verletzt, die der ungeschriebene Kodex des gesellschaftlichen Verkehrs fordert. „Ich habe müssen zuhören sie herabsetzen, erniedrigen und konnte und durfte sie nur halb verteidigen.“ Goethe, Werthers Leiden. Herabwürdigen dagegen bezieht sich auf den inneren Wert einer Person oder Sache. So würde z. B. ein heiliger Ort, ein heiliger Brauch durch weltliche Musik und alles, was an weltliche Lustbarkeit erinnert, herabgewürdigt werden. Bin Theater, das eine Stätte edler Kunst sein soll, wird durch frivole Schaustellungen herabgewürdigt. Demütigen setzt zu dem Begriffe der Herabwürdigung den Begriff des eigenen Urteils des Leidenden über seine Unvollkommenheit und des damit verknüpften schmerzhaften Gefühls hinzu. Man beschimpft denjenigen, dem man die Zeichen der Ehre nimmt, dem also auch andere diese Zeichen der Ehre zu versagen veranlaßt werden können. Die höchste Beschimpfung ist die Beraubung der Zeichen des geringsten Grades der Ehre oder des bloßen ehrlichen Namens. Das geschieht durch öffentliche beschimpfende Strafen gesetzmäßig. Wer einen Menschen mit Worten oder Taten so behandelt wie einen, der keine Ehre verdient, der beschimpft ihn. „Sie haben ein ehrliches Mädchen mit kaltem Blute beschimpft. .... Und also, zuvörderst erklären sie eigenhändig, freiwillig, bei offenen Türen, in Gegenwart ihrer Bedienten, daß Sie ein abscheulicher Mensch sind, der meine Schwester betrogen, verraten, sie ohne die mindeste Ursache erniedrigt hat.“ Goethe, Clavigo II. Entehren ist der höchste Grad der Erniedrigung; denn es ist die Verminderung seines sittlichen Wertes unter den Menschen. Feigheit entehrt den Soldaten, Niederträchtigkeit und Betrug entehrt jeden Menschen. Entehren kann man sich nur durch moralisch schlechte Handlungen, beschimpfen aber durch alles, wodurch man sich um die Achtung und gute Meinung anderer bringt. Ein großer Künstler beschimpft sich durch seine schlechte Arbeit, indem er dadurch seinen Ruhm verringert und macht, daß man ihn wie einen Pfuscher behandelt. „Ein durch eigene Schuld entehrtes Mädchen hat sich schwer beschimpft und tief erniedrigt, und in dem Gefühle seiner Herabwürdigung durch den Verlust seiner jungfräulichen Ehre, seiner höchsten Würde, ist seine Demütigung vollkommen, ohne daß es jemand öffentlich herabgesetzt hätte.“ „Mancher Mensch wird als ein Unwürdiger herabgesetzt, erniedrigt, beschimpft, sogar entehrt, und doch nicht gedemütigt, indem nichts seinen Hochmut beugen kann; aber er kann nicht herabgewürdigt werden, weil er schon ein Unwürdiger ist.“ Weigand.