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320. Bild¹⁾. Abbildung²⁾. Bildnis³⁾.

1) Painting, picture.
2) Picture, representation.
3) Portrait, likeness.
1) Tableau, image.
2) Copie (représentation).
3) Portrait.
1) Immagine.
2) Effigie (figura).
3) Ritratto.

Bild wird nicht allein von allen sichtbaren Gegenständen gebraucht, die durch die zeichnenden Künste nachgeahmt, sondern auch von denen, die durch die Natur selbst dargestellt werden, ja nicht bloß von denen, die dem Sinn des Gesichts gegenwärtig sind, sondern auch von den abwesenden Gegenständen, die durch die Phantasie vorgestellt werden. Es ist also überhaupt die Form oder Gestalt eines Dinges. Bilden heißt demnach, einem Dinge eine Form geben und es dadurch vervollkommnen. In diesem Sinne sagt man: seinen Verstand, sein Herz, seine Sitten bilden. Und wenn es heißt: Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde: so bedeutet das, er formte ihn sich selbst seinem eigenen Wesen ähnlich, indem er ihm Vernunft gab. Abbildungen sind Bilder, die Urbilder oder Urgestalten wiedergehen, gewöhnlich einzelne Dinge, zuweilen aber auch gewisse Gattungen und Arten wirklicher oder erdichteter Dinge. Auf einem Gemälde sind Pferde, Schafe, Bäume, aber auch Zentauren, Greife und andere Geschöpfe der Dichterwelt abgebildet. Die Bäume, die wir im Wasser sehen, sind Abbildungen von denen, die am Ufer stehen. „Im Anfange dienen uns dergleichen Abbildungen, die erst kurz vorher empfangenen Eindrücke aufzufrischen und zu beleben“ usw. Goethe, Dicht. u. W. I, 4. Ein Bildnis ist die Abbildung von einem einzelnen Dinge, mit dem es von denen, die es kennen, verglichen werden kann. Am häufigsten wird dieses Wort jetzt für Porträt gebraucht, d. h. für die Abbildung einer bestimmten Person. In der Gemäldegalerie sind viele Bilder, und darunter auch Bildnisse berühmter Personen. Bildnis ist hauptsächlich in poetischer Sprache gebräuchlich. „Eines Tags, | als ich mich umsah in des Bischofs Wohnung, | fiel mir ein weiblich Bildnis in die Augen, von rührend wundersamem Reiz.“ Schiller, Maria Stuart I, 6. „Der Frühlingslandschaft zitternd Bildnis schwebt | hell in des Stromes Blau.“ Matthisson. — Hierher gehören noch die Ausdrücke: Abbild, Ebenbild, Konterfei, Malerei, Porträt. Abbild hebt hervor, daß das Bild einem bestimmten Wesen nachgestaltet ist, es deutet besonders auf die Übereinstimmung mit dem Urbilde. Der Gegenstand, dem das Abbild nachgeahmt ist, kann selbst wieder ein bloßes Bild sein. „Wenn er das Bild unseres Lebens aus seinem dramatischen Abbild erkennt.“ Börne. „Wie angenehm ist doch die Liebe! | Erregt ihr Abbild zarte Triebe, | was wird das Urbild selber sein.“ Haller. Ebenbild wird gewöhnlich nicht von bloßen Bildern, sondern von wirklichen Wesen gebraucht, die einem andern in Gestalt oder Art ganz ähnlich oder gleich sind, z. B. der Sohn ist das Ebenbild des Vaters. Der Mensch ist das Ebenbild Gottes. Malerei bezeichnet ganz allgemein ein gemaltes Bild und hebt hervor, daß es auf dem Wege des Malens hervorgebracht ist (nicht Zeichnung, Holzschnitt, Kupferstich usw.). So kann z. B. die Decke eines Saales mit Malereien geschmückt sein. Malerei bezeichnet außerdem noch die Kunst des Malens, in dieser Bedeutung kommt es aber hier nicht in Betracht. Konterfei und Porträt sind Fremdwörter, die Abbildungen von Personen bezeichnen. Konterfei ist das französische contrefait (von contrefaire, nachmachen) und ist nur in gewöhnlicher Sprache für Bild, Porträt üblich. Wie häufig die Fremdwörter, so hat auch Konterfei gegenüber dem deutschen Bild oder Ebenbild einen niedrigeren Klang, z. B. „Trügst du nicht das Ebenbild des Kaisers, das ich in dem gesudeltsten Konterfei verehre, du solltest mir den Räuber fressen oder dran erwürgen.“ Goethe, Götz von Berlichingen. Porträt (frz. portrait, altfrz. portraict, Partizip eines veralteten Verbs portraire, abbilden, von lateinisch protrahere, Part. protractum, hervorziehen, ans Licht bringen) bezeichnet gewöhnlich nur eine Abbildung bestimmter Personen, und man denkt bei dem Worte meist an ein Brustbild; wenigstens steht bei einem Porträt immer die Ähnlichkeit der Gesichtszüge im Vordergrunde. Man hat das Wort daher früher zuweilen auch geradezu mit Gesichtsbild verdeutscht.