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318. Biegsam¹⁾. Fügsam²⁾. Schmiegsam³⁾. Geschmeidig⁴⁾. Gewandt⁵⁾.

1) Flexible.
2) Accommodating, pliable.
3) Tractable, pliant.
4) Supple ductile.
5) Dexterous.
1) Flexible.
2) Accommodant (traitable).
3) & 4) Pliant (souple).
5) Agile (souple, adroit).
1) Flessibile.
2) Pieghevole (arrendevole).
3) Che sa adattarsi a tutto.
4) Maneggevole (cedevole).
5) Destro (agile, disinvolto).

Biegsam drückt die Leichtigkeit aus, eine bisherige Form aufzugeben und dem Eindrucke, durch den sie verändert werden soll, nicht stark zu widerstehen; es ist also dem Starren entgegengesetzt; ein starkes Reis z. B. ist biegsam. Geschmeidig (mittelhochd. gesmîdec, d. i. leicht zu bearbeiten, gestaltungsfähig, von Geschmeide, mittelhochd. gesmide, bearbeitetes Metall, Metallgerät, Schmuck, zu Schmied und schmieden gehörig) hingegen (Gegens. spröde) ist ein Körper, der zwar eine andere Form anzunehmen geschickt ist, dem man diese aber mit einiger Mühe gibt. So ist uneigentlich die Biegsamkeit des Gemüts ein Werk der Natur, die Geschmeidigkeit ein Werk der Kunst (Bildung). Ein Kind ist noch biegsam, ein Erwachsener von halsstarriger Gemütsart wird durch Widerwärtigkeiten und empfindliche Erfahrungen nach und nach geschmeidig. „Er (Serlo) wuchs heran und zeigte .... eine große Biegsamkeit sowohl in seiner Vorstellungsart als in Handlungen und Gebärden.“ Goethe, Wilh. Meist. L. IV, 18. Fügsam bezeichnet die Leichtigkeit, seine Handlungen bestimmten Schranken entsprechend einzurichten, schmiegsam aber die Leichtigkeit, so zu handeln, wie es der Wille oder selbst die Laune eines andern verlangt. „Freien Geist in Erdenschranken, | festes Handeln und Vertrauen. | So entrinnen jeder Stunde | fügsam glückliche Geschäfte.“ Goethe, Dem Fürst. Hardenb. Gewandt bedeutet ursprünglich eine Leichtigkeit sich zu wenden und zu bewegen, wie es die Umstände erfordern. Ein Celtiberisches Pferd, ein in gymnastischen Sprüngen Geübter heißen gewandt, indem sie, so wie es die Umstände erfordern, sich zu wenden wissen. „Von den Pferden dieses Landes sagt Strabo, sie glichen den Parthischen und wären ungleich schneller und gewandter, als andere Arten.“ Ramler. Man erwartet von der Stimme eines vortrefflichen Schauspielers Biegsamkeit, damit sie ihm bei den feinsten Schattierungen der Töne nicht versage und allemal leicht anspreche; von seinem Geiste Geschmeidigkeit, damit er die Formen der verschiedenen Charaktere annehme und täuschend darstelle, von seinem Körper Gewandtheit, damit er die schönsten Stellungen und ausdruckvollsten Bewegungen ungezwungen hervorbringen könne. Wenn im Geistigen und Sittlichen die Biegsamkeit sich am meisten in dem Alter findet, in dem die Seele noch keine bestimmten Formen angenommen hat, aber eben deswegen alle anzunehmen geschickt ist; wenn Geschmeidigkeit das Werk empfindlicher Erfahrungen ist, so wie eines angelegentlichen Interesses, das einen Menschen in die Launen derer sich schicken lehrt, von denen er seinen Vorteil erwartet, so ist die Gewandtheit das Werk der Weltkenntnis und der Übung, die ihn in den Stand setzt, unter allen Umständen, auch bei den schleunigsten Veränderungen, seine Rolle geschickt und ungezwungen zu spielen. „O, sie wird nur desto geschmeidiger sein, mir blindlings gehorchen.“ Goethe, Großkoptha II, 6. Biegsamkeit zeigt Gleichgültigkeit gegen alle Formen an; Geschmeidigkeit Geschick und Bereitwilligkeit, sich der Form anzupassen, die Not und Interesse uns aufdringt, sie mag übrigens gut oder schlecht, edel oder unedel sein; Gewandtheit die Fertigkeit, nach den Umständen sein Verhalten abzuändern. Man ist am biegsamsten, solange man noch gar keinen Charakter hat, geschmeidig auf Kosten seines Charakters, und man braucht oft sehr viel Gewandtheit, um die Würde seines Charakters mit seiner Selbsterhaltung und der nötigen Subordination zu vereinigen. Wenn man beugsam und biegsam so unterscheidet, wie beugen und biegen, so muß man sagen, der Stolze ist unbeugsam und der Halsstarrige unbiegsam. „Des Königslieutenants Unbiegsamkeit gegen die Umstände.“ Goethe, Dicht. u. W. I, 3.