Amphitheater

Amphitheater. Ein Gebäude, welches zu den Kampfschauspielen der Römer aufgeführt worden. Das ganze Gebäude war nach einem runden oder ovalen Grundriss angelegt und ohne Dach. Um den Mittelpunkt des Grundes herum war ein großer runder oder ovaler Platz, mit Sand belegt und daher Arena genannt. Dieser war die eigentliche Bühne der Kämpfer. Rund um diesen Platz herum waren Gewölber, die unter anderm auch dazu dienten, die wilden Tiere, die in den Spielen sollten gebraucht werden, darin zu verwahren.

Zunächst über diesen Gewölbern ging eine Galerie rings um die Arena herum, auf welche die vornehmsten Zuschauer traten. Von dieser Galerie an erhoben sich die Sitze oder steinerne Bänke rings herum stufenweise über einander; jede höhere in einem vom Mittelpunkte etwas entfernten Umfange bis an die oberste Galerie des Gebäudes. Auf diese Weise hatte das ganze Gebäude die Figur eines Bechers, dessen Höhlung sich gegen den Grund zu immer geschmälert, und die Bühne war von allen Plätzen ganz zu übersehen.

Die untersten Reihen der Sitze waren für die reichen und angesehenen Bürger; die obersten für den Pöbel. Vermutlich war das Gesetz, Lex Roscia genannt, so wohl für das Amphitheater als für das Theater, dass die 14 untersten Reihen der Sitze nur den Vornehmern vorbehalten sein sollten.*) Wer weniger als vierhundert tausend Sesterzien im Vermögen hatte, gehörte zu keiner der 14 Ordnungen der Bürger, sondern zum Pöbel. Daher sagt Horaz [Epist. L. I ep. I. vs. 57]:

 

Si quadringentis, sex septem millia desunt –– –– –– ––

   Plebs eris.

 

Diese Gebäude waren so groß, dass vor 30 bis 80tausend Zuschauer Platz war.

Lange Zeit waren es nur hölzerne Gebäude und es lässt sich vermuten, dass das Amphitheatrum Flavianum, davon noch jetzt ein großer Teil steht und unter dem Namen Colisaeum bekannt ist, das erste ganz maßive Gebäude von dieser Art gewesen sei. Es macht ein Oval aus von 700 Rheinländischen Fußen in die Länge, 500 in die Breite, ist 160 Fuß hoch und wird in vier Geschosse abgeteilt, deren jedes Arkaden von besonderer Säulenordnung hat. Durch die untersten Arcaden waren die Eingänge und in dem Raume zwischen der äußersten Mauer und den Gewölben um die Arena waren die Treppen und verschiedene Gänge, welche von Außen durch das zwischen den Pfeilern einfallende Licht erleuchtet wurden.

Weil dergleichen Gebäude in unseren Tagen nicht mehr gebräuchlich sind, so enthalten wir uns einer nähern Beschreibung derselben. Wer hierüber nähere Nachricht verlangt, kann sie in dem Traktat, den Lipsius über die Amphitheatra geschrieben hat, ausführlich bekommen.

Man nennt gegenwärtig in unseren Schauspiel-Häusern den Platz, der der Bühne gegen über mit allmählich in die Höhe steigenden Bänken angefüllt ist, das Amphitheater, weil dieser Platz in der französischen Sprache diesen Namen führt.

 

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*) Lex Roscia est, qua cavetur, ut proximis ab Orchestra quatuordecim gradibus spectent, quibus est quadringentorum sestertiorum, sagt ein alter Scholiast des Horaz Ep. I. 57.

 

 


Vergleiche ferner:

- Amphitheater in Verona (Goethe, Italienische Reise)


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Seite zuletzt aktualisiert: 23.10.2004 
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