Schaumünze - Ästhetische Münzen und Motive


Mehr Nachdenken und Erfindung fordern die ästhetischen Schaumünzen und es wäre der Bemühung eines Mannes von Geschmack nicht unwürdig die Theorie dieses besonderen Nebenzweiges der schönen Künste zu bearbeiten. Man trifft kaum in irgend einem anderen Teil mehr Missbrauch, schlechten Geschmack und so vollen Unsinn an als hier. Unter der ungeheuren Menge neuerer Schaumünzen sind die, denen ein Mann von Geschmack Beifall geben könnte, höchst selten. Die Hauptsache kommt auf zwei Punkte an. 1. Dass man einen wichtigen der Sache angemessenen Gedanken erfinde, der, auch insofern er durch Worte ausgedruckt würde, der Sache anständig, auch vollkommen kräftig oder ästhetisch sei. 2. Das eine wohlausgesonnene Allegorie diesen Gedanken nicht nur richtig ausdrucke, sondern ihn noch stärker und nachdrücklicher sage als bloße Worte es vermochten. Dies ist ein höchst schwerer Punkt. Ich will zur Erläuterung dieser Sache ein Beispiel anführen. Man hat ein Schaustück, das, wo ich nicht irre, auf den Erbstatthalter der vereinigten Niederlande, Wilhelm V, geprägt worden. Die besondere Veranlassung dazu ist mir nicht bekannt und ich habe das Stück auch nicht bei der Hand. Nur erinnere ich mich, dass der Gedanken, den man hat vorstellen wollen, dieser ist: dass der Prinz vermöge des engen aber zwanglosen Bandes, das ihn an die vereinigten Republiken heftet, diese nicht als ein Herr beherrsche, sondern durch seinen Einfluss die Quelle einer dauerhaften Ordnung und des Wohlstandes geworden. Der Gedanken ist an sich gut und wichtig. Die Allegorie, wodurch er sinnlich ausgedruckt wird, ist das Planeten System, das bloß durch den Einfluss der Sonne, dauernde Ordnung, Leben und Nahrung bekommt. Blos das allgemeine Gesetz der Schweere, folglich ein ganz natürliches Band, verbindet darin alles zusammen und das Haupt, nämlich die Sonne, herrscht zwar, aber bloß zum Woltun und nicht despotisch, indem sie selbst dem Zug der Planeten nachgibt und beständig von diesen aus ihrer Ruhe gerückt wird. Dieses wird durch die Umschrift: Unus traho septem, trahorque ab illis, wohl ausgedruckt. Die Allegorie ist vollkommen richtig und geistreich: aber sie ist etwas zu gelehrt und denn hat sie mehr die Kraft eines Gleichnisses als einer wahren Allegorie; sie drückt den Gedanken nur deutlicher, aber nicht nachdrücklicher aus als Worte.

Von der eigentlichen Beschaffenheit solcher Allegorien, wie sie hier nötig sind, haben wir bereits anderswo gesprochen [s. Allegorie in zeichnenden Künsten], und überlassen, um nicht gar zu weitläufig zu sein, die nähere Betrachtung dieser Sache einem anderen Liebhaber der schönen Künste.

Die Kunst der Schaumünzen ist, wie die zeichnenden Künste überhaupt von den Griechen beinahe auf den höchsten Punkt der Vollkommenheit getrieben worden. Doch haben auch die Neueren etwas hinzugetan und Werke gemacht, die mit den Alten um den Vorzug streiten. Aber hiervon sprechen wir in einem anderen Artikel [Steinschneider, Stempelschneider].

Wir haben aber hier noch einiges anzumerken. Die großen Schaumünzen die einen erhöheten und aus Gliedern, die den Gliedern der Baukunst ähnlich sind, bestehenden Rand haben, werden allgemein Medaillen genannt, die kleineren aber, deren Rand wie in den größeren gangbaren Münzsorten, kraus ist, bekommen allgemein den Namen Jettons, welches ungefähr so viel bedeutet als Zahl- oder Rechenpfennig. Es ist ein Vorurteil zu glauben, dass eine Person mehr durch eine Medaille als durch ein Jetton geehrt werde. Man könnte mit mehrerm Rechte das Gegenteil behaupten; denn die Ehre scheint um so viel größer, je weiter eine Schaumünz ausgebreitet wird. Dieses aber geschieht durch Jettone besser; weil mehrere Menschen, des geringern Preises halber, sie kaufen als große Medaillen. Eben so scheint es, dass kupferne Medaillen, weil sie dem Einschmelzen weniger als silberne und goldene unterworfen sind, einen Vorzug vor diesen haben.

Die vordere Seite, die allgemein das Brustbild oder den Kopf einer Person vorstellt, wird oft mit dem französischen Wort Avers bezeichnet, die hintere, die den Gedanken darüber ausdrückt, heißt denn der Revers und wenn auf dieser noch unten ein kleiner abgesonderter Raum ist, so bekommt er den Namen Exergue.

 

 


Vergleiche ferner:

- Elfenbein, Gold, Erz, Marmor (Hegel, Vorl. ü. d. Ästhetik)

- Tauschmittel, Zahlungsmittel, Geld (Weber, Wirtschaft u. Gesellschaft)

- Geldverfassung und Geldarten (Weber, Wirtschaft u. Gesellschaft)

- Ursprüngliche Erfordertheit wertvollen Geldes (Simmel, Phil. d. Geldes)


 © textlog.de 2004 • 19.03.2024 12:14:30 •
Seite zuletzt aktualisiert: 23.10.2004 
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