Sekunde

Sekunde. (Musik) In der diatonischen Tonleiter ist jeder höhere Ton die Sekunde des nächst unter ihm liegenden Tones. Sie ist entweder klein oder groß; die übermäßige1 liegt, wie wir danach zeigen werden, außer der diatonischen Tonleiter. Die kleine hat ihren Siz in der Durtonleiter von der Terz zur Quarte und von der Septime zur Oktave. Ihr reines Verhältnis ist große15/16 Alle übrigen Sekunden der Tonleiter sind groß und ihr Intervall ist ein ganzer Ton, 8/9 oder 9/102. Die übermäßige Sekunde entsteht, wenn die große Sekunde aus besonderen Absichten, davon anderswo gesprochen wird3, durch ein Versetzungszeichen noch um einen halben Ton erhöhet wird.

 Die Sekunde ist die erste Dissonanz in der Harmonie. Denn wenn man auf die natürliche Entstehung der Intervallen Acht gibt, so sind die Oktave 1/2, Quinte große2/3, Quarte 3/4, große und kleine Terz große4/5 und 5/6 konsonierend. Hierzu würde noch die verminderte Terz 6/7 gerechnet werden können: das Intervall 7/8 wäre dann die Grenzscheidung zwischen den Konsonanzen und Dissonanzen. Da aber beide Intervalle in unserem heutigen System noch nicht eingeführt sind, so bleibt die kleine Terz die letzte Konsonanz und mit der Sekunde fangen die Dissonanzen an. Wir haben schon anderswo erwiesen4, dass überhaupt alle Dissonanzen ihren Grund in der Sekunde haben. Die Septime z.B. dissoniert nicht gegen den Grundton, sondern gegen dessen Oktave, mit der sie eine Sekunde ausmacht. Desgleichen dissonieren alle zufällige Dissonanzen, wenn sie auch noch so weit von dem Grundton entfernt liegen, hauptsächlich gegen den Ton, dessen Vorhälte sie sind und der entweder ihre Oberoder Untersecunde ist. Da nun unter diesen Bedingungen zwei Töne, die um weniger als eine kleine Terz auseinander liegen, notwendig dissonieren und je mehr, je näher sie sich liegen, so folgt, dass die kleine Sekunde die allerschärfste Dissonanz sei.

 Bei der Resolution tritt der untere Ton einen Grad unter sich; denn eigentlich ist es nicht die Sekunde, die dissonieret, sondern der Ton, gegen den sie eine Sekunde ausmacht. Hierin liegt der Unterschied der Sekunde von der None, die so oft mit einander verwechselt werden. Bei der None resolvirt allezeit der obere Ton und zwar die None selbst in die Oktave des Basstons; bei der Sekunde hingegen resolviret der untere Ton.

 Die übermäßige Sekunde tritt, wie alle übermäßigen Intervalle, einen Grad über sich. Woher der Gebrauch der Sekunde in der Harmonie entstehe, wird aus folgendem Artikel erhellen.

 

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1 S. Intervall.

2 S. Ton.

3 S. Ausweichung; Übermäßig.

4 In den Artikeln Konsonanz und Dissonanz.

 


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