Spott

Spott. (Schöne Künste) Ich stehe bei mir selbst an, ob ich dieses Wort brauchen könne, um das auszudrücken, was das lateinisch - griechische Wort Ironia bedeutet; denn es scheint, dass der Spott ohne Ironie sein könne, und dass die Ironie nicht immer spotte. Indessen haben wir für jenen Fall, die Worte auslachen und höhnen und das Wort Spaß scheint das letztere auszudrücken. Wie dem nun sei, so ist hier von der Ironie die Rede, die man braucht, um Personen oder Sachen lächerlich zu machen: sie besteht darin, dass man etwas spricht oder tut, das unter dem unmittelbaren Schein des Beifalls oder Lobes, gerade das Gegenteil bewirkt. Cicero speiste bei einem gewissen Damasippus, der seinen Gästen ziemlich schlechten und noch jungen und herben Wein vorsetzte. »Trinken sie doch meine Herren, sagte der Wirt, es ist vierzigjähriger Falerner.« Cicero kostet ihn und sagt: In der Tat, der hat ein gesundes und frisches Alter [Bene fert aetatem. Macrob. Sat. L II. c. 3.]. Dies ist Spott. Denn unter dem Schein, das vorgegebene Alter des Weines zu bestätigen, sagt er gerade das Gegenteil, um den Wirt desto lächerlicher zu machen.

Der Spott ist demnach eine besondere Art des Scherzes, der aus Zweideutigkeit entsteht. Man gibt Beifall oder Lob, wo man tadeln will; man stellt sich ernsthaft, wo man lachen, dumm wo man witzig sein will. Er ist aber von vielerlei Art oder Kraft. Der gemäßigte Spott, der ohne ernstlichere Absichten bloß zur Belustigung dient, um ernsthaften Geschäften und Unterredungen etwas fröhliches zu geben. Er bewirkt bloß ein sanftes Lächeln und warnt die, gegen welche er gerichtet ist, mehr freundschaftlich als drohend. Dergleichen mischte Sokrates sehr häufig in seine Gespräche, in dem er sich stellte als ob er denen, die er belehren wollte, in ihren ganz unrichtigen Begriffen völlig beipflichtete. Diesem ist auch die Verstellung ähnlich, die den Fabulisten und anderen Erzählern gewöhnlich ist, wenn sie ihre Schalkheit und Lust zu tadeln unter einen Ton der treuherzigen Einfalt verstecken, wovon man bald in jeder Fabel des La Fontaine Beispiele findet.

Lustig ist der Spott, wenn man bloß scherzt, ohne beleidigen zu wollen. Als Cicero seinen Schwiegersohn Lentulus, der ein kleiner Mann war, mit einem großen Degen an der Seite sah, fragte er: Wer mag meinen Schwiegersohn an dies Schwert angebunden haben? Über solchen Spott, besonders, wenn die Sache etwas übertrieben ist und man merkt, dass es auf keine wirkliche Beschimpfung abgesehen ist, lacht allenfalls der, den er trifft, auch noch mit.

So bald man aber die Absicht hat, wirklich zu beleidigen, Personen und Sachen verächtlich zu machen, wird der Spott schon beißend, auch wohl bitter, wenn man gewahr wird, dass der Spottende etwas aufgebracht ist.

Fein ist der Spott, wenn die Verstellung, die immer bei dem Spottenden ist, höchst natürlich und wahrscheinlich ist, so dass nur etwas Scharfsinnigere sie entdecken oder wenn der Hauptbegriff, darin eigentlich die Zweideutigkeit liegt, ohne Scharfsinn nicht zu merken ist. Frostig aber oder stumpf ist er, wenn er nicht trifft oder nicht haftet; wenn das, was man damit lächerlich oder verächtlich machen will, es nicht ist oder sich doch durch den Spott nicht so zeigt.

Da das bloß belustigende Spotten zum Scherz gehört, von dem wir gesprochen haben; so betrachten wir hier bloß den beißenden Spott, der ernstliche Absichten hat.

Menschen von einigem Gefühl ist nichts schmerzhafter und unerträglicher als sich verachtet zu sehen. Wer sich sonst für nichts mehr fürchtet, hat doch noch Scheuh für die Gefahr verachtet und verlacht zu werden. Daher ist die Verachtung eine der empfindlichsten Strafen, womit man drohen oder wirklich züchtigen kann. Ist aber an einem Narren oder Böswicht gar nichts mehr zu bessern; so ist die Verachtung und Beschimpfung, der er ausgesetzt wird, doch eine heilsame Warnung für andere.

Nun ist schwerlich irgend ein Mittel einen Menschen, der es verdient, der Verachtung lebhafter auszusetzen als der Spott. Wer die Gabe zu spotten in einem etwas beträchtlichen Grad hat, kann Narren und Bösewichten sehr furchtbar werden. Darum gehört sie auch unter die schätzbaren Talente der Redner und Dichter, zugleich aber unter die gefährliche Waffen, von denen ein höchst schädlicher Missbrauch kann gemacht werden. Wie man durch recht beißenden Spott Narren, Heuchler und Bösewichte, so beschämen kann, dass sie sich nicht unterstehen, sich wieder auf einer öffentlichen Szene sehen zu lassen; so kann er auch auf eine meuchelmördrische Weise gegen Unschuldige oder solche, die mehr Warnung, als Beschimpfung verdienen, missbraucht werden. Was wir von dem Gebrauch und Missbrauch der Satyre gesagt haben [s. Satire], kann auch hierauf gelten. Also ist es unnötig sich hierüber besonders einzulassen.

Zum Glück ist die Gabe zu spotten etwas seltenes. Ohne mehr als gewöhnliche Urteilskraft und sehr feinen Witz kann sie nicht bestehen. Der Hauptspötter der jetzigen Zeit, ist wohl Voltaire, der aber diese Gabe weit mehr missbraucht, als gut angewendet hat.


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