Von einem Sittlichkeitskongreß


Zensor. Aus einer Rede, die auf dem 18. Verbandstag deutscher Sittlichkeitsvereine in Hannover gehalten wurde: »Vor 50 Jahren waren die Theaterverhältnisse noch nicht verdorben; damals drehte es sich meistens darum, dass zwei sich kriegen sollten, und sie kriegten sich auch«. »Im Theaterjahre 1904/05 behandelte in Berlin keine einzige Première reines bräutliches Liebesleben«. »Die Ehe ist also nicht mehr das Ziel der Liebenden, sondern die dramatische Verwicklung beginnt erst mit dem betrügerischen Verhältnis. Das Stück, in dem der Ehebruch am stärksten beschönigt wurde, in dem gesagt wurde, höher als die Liebe stehe die Güte (den Ehebruch zu verzeihen), stammt von einem Konsistorialrat, der jetzt Bürgermeister von Berlin geworden ist«. Hört! Hört!

 

 

Nr. 213, VIII. Jahr

31. Oktober 1906.


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