Eine feudale Meldung


Lakai. Die ›Neue Freie Presse‹, das Organ des deutschen Bürgertums, brachte am 22. November die folgende Notiz: »(Unfall der Fürstin Wilhelmine Schwarzenberg.) Aus Prag wird uns gemeldet: Fürstin Wilhelmine Schwarzenberg, geborene Prinzessin von Oettingen-Oettingen und Oettingen-Wallerstein, die Witwe nach dem vor zwei Jahren verstorbenen Fürsten Karl Schwarzenberg und Mutter des Fürsten Karl Schwarzenberg und des Reichsratsabgeordneten Prinzen Dr. Friedrich Schwarzenberg, ist heute, wie die ›Politik‹ meldet, auf ihrem Schlosse Tuchowitz von der Stiege gestürzt, wobei sie sich am Fuße eine Verletzung zuzog. Die Patientin fuhr noch heute nach Prag, um hier ärztliche Hilfe zu suchen.« Wie sagt doch Schiller in einem Falle, der sich gleichfalls in einer böhmischen Adelsfamilie ereignet hat, der aber mehr als eine Verstauchung des Fußes betraf? »Hilfe! Hilfe! — Was gibt’s? — Das Fräulein! — Weiß sie’s? — Sie will sterben!«

 

 

Nr. 213, VIII. Jahr

11. Dezember 1906.


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