Francesco Borromini

Borromini, Francesco, Bildhauer und Baumeister, geb. 3599 zu Bissone, gest. 1667 zu Rom, widmete sich schon in früher Jugend der Bildhauerkunst und ging, um sich darin weiter zu vervollkommnen, nach Rom, wo er bei einem Landsmann, der mit Skulpturen für St. Peter beschäftigt war, Arbeit fand. Der tägliche Anblick dieses riesigen Gebäudes erregte den Wunsch in ihm, sich der Architektur zu widmen, und er legte sich nun mit solchem Eifer und Fleiß auf diese Kunst, dass Carlo Maderno, ein Verwandter von ihm und damals Baumeister der Peterskirche, erfreut über seine Fähigkeiten, ihn darin unterrichten ließ und bald die Freude hatte, ihn selbst bei seinen Bauarbeiten verwenden zu können. Nach Madernos Tod wurde die Leitung des Baus Bernini übertragen und Borromini wirkte unter letzterem noch einige Zeit fort, sog aber während derselben das Gift lebenslänglichen Hasses gegen diesen, seinen glücklicheren Nebenbuhler, ein. Von nun an war nämlich sein eifrigstes Bestreben darauf gerichtet, Berninis Ruhm zu verdunkeln und Papst Urbans Protektion bot ihm durch vielfache Beschäftigungen erwünschte Gelegenheit dazu. Er baute die Kirche S. Sapienza, das Oratorium und Kloster von S. Filippo Neri, die Kirche und einen Teil des Collegiums der Propaganda, die Fassade von S. Agnese in Piazza Navona*); ferner leitete er die Arbeiten am Palast Barberini und die Innenbauten von S. Giovanni in Laterano. Alle diese Werke nun, die er zugleich oder in kurzen Zwischenräumen unternommen, verschafften ihm einen glänzenden weit verbreiteten Ruf. Der König von Spanien verlangte von ihm die Pläne zur Vergrößerung seines Palastes, der Papst verlieh ihm den Christusorden und setzte ihm eine Pension aus, von allen Seiten erhielt er Aufträge, die er kaum zu befriedigen im Stande war. Nichtsdestoweniger betrachtete er jeden neuen Erfolg des Bernini als eine Niederlage für ihn; ja als dieser die Leitung eines Baus bekam, der bereits ihm anvertraut gewesen, erreichte sein Neid den höchsten Grad und er gab sich in seinem 68. Jahre selbst den Tod.

 

*) Abgebildet in den Denkmälern der Kunst. Atlas zu Kuglers Handb. der Kunstgesch. Taf. 91, Fig. 1.


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