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7) Obst

7) Das Obst ist eine süße, säuerliche Sommerfrucht, welche fast durchgehends saftig, daher erquickend, kühlend und durstlöschend ist. Manchem Fieberkranken gewährt das Obst eine treffliche Nahrung, indem es der Fäulnis der Säfte widersteht, auch, die Schärfe der Galle und die Fieberhitze mindert. Je reifer das Obst ist, desto süßer und schmackhafter ist es. Nur ein solches Obst ist, mäßig genossen, dem Magen dienlich; denn nach dem Genüsse des unreifen oder nach dem übermäßigen des reifen Obstes entstehen oft Leibschmerzen, Blähungen und Durchfälle, besonders wenn es sauer ist und in Gärung übergeht. Hales fand, dass ein Apfel einen Raum voll Luft enthält, der bei einem gedoppelten Druck des Luftkreises 480 Mal größer ist, als der Apfel, woraus das Blähende des Obstes erklärbar wird. —

Am besten bekommt das Obst hitzigen, feurigen Personen mit guter Verdauungskraft. Diese können es gleich nach der Mahlzeit genießen. Anderen bekommt es am besten, wenn sie es allein essen, indem es dann besser verdauet wird. Schwache Personen müssen während oder gleich nach dem Obstgenuss etwas Branntwein oder Wein trinken. Schwächliche Kinder mit blassem aufgedunsenem Ansehen und schlechten Säften, die an Skrofeln und englischer Krankheit leiden, desgleichen Hypochonder, hysterische und bleichsüchtige Frauenzimmer, dürfen wenig oder gar kein Obst essen. Übrigens bekommt Kindern und jungen Leuten das Obst besser, als alten; auch haben erstere den meisten Instinkt dazu. — Die vorzüglichsten von den verschiedenen Obstarten sind diejenigen, welche angenehm gewürzhaft riechen, säuerlich süß und gewürzhaft schmecken, zartes Gewebe und gehörige Saftigkeit haben, als: die spanischen Kirschen, die Zwetschgen, die grünen und roten Pflaumen, die Aprikosen; unter den Äpfeln die Borsdorfer, die Peppins, die Reinetten, die Prinzenäpfel, Gravensteiner, die Kantäpfel, Calvilles etc.; unter den Birnen die Bergamotte, Beurre blanc, Beurre gris etc. —

Die künstlichen Zubereitungen verändern das Obst sehr. Gekochtes Obst ist verdaulicher und nicht so blähend, als ungekochtes; dagegen ist letzteres geschmackhafter. Die abgekochten Brühen des reifen und getrockneten Obstes sind für Fieberkranke ein erquickendes und kühlendes Getränk, nur dürfen die Menschen nicht an Durchfällen leiden und nicht zu schwach sein. Durchs Dörren bekommt das Obst etwas Brenzliges, der Geschmack geht etwas verloren, aber die Säure wird dadurch vermindert, auch blähet es nicht so sehr, als frisches Obst und dergleichen Brühen. Durchs Einmachen mit Wein, Branntwein und Gewürzen verliert das Obst seine kühlende Eigenschaft, wird dagegen erhitzend und reizend, ist aber für schwache Magen und in kleinen Quantitäten genossen, gut, für Fieberkranke passt es nicht. Die Schalen, Gehäuse und Kerne des Obsts werden von vielen Menschen verschluckt; dies ist aber sehr zu tadeln, denn es entsteht darnach nicht allein öfters Verstopfung, sondern es können auch gefährliche Zufälle: Koliken, Verdauungsbeschwerden etc. darauf folgen, und es gibt Beispiele, dass sich, unter anderen, Kirschkerne jahrelang in den Gedärmen aufgehalten und eine Reihe der heftigsten Zufälle, worauf Abzehrung und Tod folgte, verursacht haben. Am wenigsten schaden die Schalen von Äpfeln und Birnen, und es ist wahr, dass der Genuss von solchem frischen Obst durch den Mitgenuss der Schale, worin unstreitig etwas fein Aromatisches steckt, erhöht wird; weit schädlicher sind aber schon die Gehäuse vom Apfel.