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838. Kahn¹⁾. Nachen²⁾. Barke³⁾. Boot⁴⁾. Gondel⁵⁾.

1) Barge, wherry.
2) Cock-boat, skiff.
3) Bark.
4) Boat, long-boat.
5) Yacht, gondola.
1) Bateau (canot).
2) Nacelle (esquif).
3) Barque.
4) Canot (chaloupe).
5) Gondole.
1) Batello (barchetta, schifo).
2) Navicella.
3) Barca (scialuppa).
4) Canotto (palischermo).
5) Gondola.

Kleinere, schwachgebaute Fahrzeuge ohne Mast und Verdeck, wie sie mit einiger Sicherheit nur auf Flüssen zu brauchen sind, heißen Kähne (das Wort findet sich erst im Neuhochd., aus ndd. kane, niederländisch kaan; Ursprung dunkel, vielleicht verwandt mit Kanne und soviel wie Gefäß bedeutend, altnord. kani bedeutete hölzernes Gefäß, schwed. kana, dän. kane, bezeichnet einen kleineren Schlitten für ein Pferd); Nachen (mhd. nache, vielleicht eine Nebenform zu mhd. nâwe, Naue, Schiff, das wohl von lat. navis entlehnt ist, doch könnte es auch auf altind. nágas, der Baum, zurückgehen) heißen sie besonders dann, wenn ihre Geringfügigkeit und Zerbrechlichkeit dem ausgedehnten und mächtigen Elemente des Wassers gegenüber angedeutet wird. Nachen ist der edlere, dichterische Ausdruck; doch haben beide Wörter in den einzelnen deutschen Landschaften ihre besondere Stellung. Kahn ist besonders in Mittel- und Niederdeutschland das übliche Wort der Umgangssprache, während Nachen da vom Volke fast gar nicht angewendet wird. Wenigstens habe ich in Sachsen, Thüringen, dem nördlichen Franken u. a. Landstrichen immer nur das Wort Kahn gehört, z. B. eine Kahnpartie, ein Elbkahn, Kahn fahren, in einem Kahn übersetzen usw. Nachen gehört da durchaus nur der dichterischen Sprache an. Am Rhein dagegen ist Kahn ganz ungebräuchlich und dafür das Wort Nachen in der Form Achen das volksmäßige Wort.

In dem Basler Glossar zur Lutherbibel von 1523 ist Kahn unter den „ausländigen“ Wörtern angeführt und mit weidling, nachen, klein schiff übersetzt. (Vgl. Kluge, Von Luther bis Lessing, 2. Aufl. S. 87.) „Wie der Fluß in Breit und Länge | so manchen lustigen Nachen bewegt, | und, bis zum Sinken überladen, | entfernt sich dieser letzte Kahn.“ Goethe, Faust I. „Dort legt ein Fischer den Nachen an, | dies elende Werkzeug könnte mich retten, | brächte mich schnell zu befreundeten Städten. | Spärlich nährt es den dürftigen Mann ... | Das Glück sollt’ er finden in seinen Netzen, | nahm er mich ein in den rettenden Kahn.“ Schiller, Maria Stuart III, 1. „In Gottes Namen denn! Gib her den Kahn! ...... | Ist’s der im *Nachen, den ihr sucht?“ Schiller, Tell I, 1. „Und kühn in Gottes Namen sprang | er in den nächsten Fischerkahn ... | Doch wehe, der Nachen war allzuklein.“ Bürger, Lied vom braven Mann. In einigen Landstrichen Deutschlands ist Kahn Neutrum; so schreibt zum Beispiel Eichendorff in seinen Gedichten: „Ein Kahn wohl sah ich ragen, | doch niemand, der es lenkt.“ Eichendorff, Der stille Grund. Gegenwärtig ist in der Schriftsprache Kahn allgemein Maskulinum. Kahn bezeichnet auch größere Flußfahrzeuge mit einem Mast, die zum Transport bestimmter Handelsgegenstände dienen, z. B. Elbkahn, Oderkahn, Spreekahn u. a.; Nachen wird in diesem Sinne nicht gebraucht. Gondeln (aus ital. gondola, ein Fahrzeug, das namentlich in Venedig in Gebrauch ist) sind schön gebaute, meist überdachte, zu Lustfahrten bestimmte, Barken (mittellat. barca, kleines Schiff) aber kleinere, doch schon zum Gebrauch auf dem Meere bestimmte, gewöhnlich mit zwei Segeln versehene Fahrzeuge. Boote (ahd. und mhd. nicht vorhanden, aus der niederländischen Schiffersprache zu uns gebracht) sind die zu kleineren Fahrten von Seeschiffen mitgeführten, barkenähnlichen Fahrzeuge. Von Seehäfen und Küstenorten aus kann man mit Segelbooten kleine Fahrten auf dem Meere unternehmen. Doch hat man auch ähnliche Fahrzeuge auf Flüssen so genannt, und man kann auch in einem Boote (d. i. dann soviel wie Kahn) über die Elbe, den Rhein und andere Ströme setzen. Auch von Dampfbooten* spricht man; die übrigen Ausdrücke können nicht in solcher Zusammensetzung stehen.