Kranz

Kranz. (Baukunst) Wird auch bisweilen das Hauptgesims genannt, weil er oft das oberste Gesims ist, womit das ganze Gebäude gekrönet wird. Der Kranz ist der oberste, am weitesten auslaufende Teil des Gebälkes, der die ganze Ordnung bedeckt [s. Gebälk, 1. Teil, S. 426 . wo das, was zwischen den Linien c f und b g liegt, zum Kranz gehört]. Die Baumeister sind nicht einmal alle darüber einig, von welchem Teile des Gebälkes der Kranz angehe, indem einige kleine Glieder von einigen noch zum Fries gerechnet werden, die andere als Teile des Kranzes ansehen. Die beiden untersten Glieder in der hier stehenden Figur, die mit 10 und 11 bezeichnet sind, werden von einigen noch zum Fries, von anderen aber schon zum Kranz gerechnet.

Die ganze Höhe des Kranzes muss zum wenigsten den dritten Teil der Höhe des Ganzen Gebälks betragen; man nimmt sie aber gemeiniglich noch etwas größer an. Weder alle Teile des Kranzes, noch die Verhältnisse derselben sind so bestimmt, dass nicht jeder Baumeister darin etwas anders machte. Keiner hat die Kränze für die verschiedenen Ordnungen so genau bestimmt und jedem seinen besonderen Charakter so bezeichnet als Goldman.

Nach diesem Baumeister gehören drei Teile wesentlich zum Kranz; der Wulst (in der Fig. mit 6 bezeichnet;)*) die Kranzleiste 5, die Rinnleiste 2, mit ihrem Überschlag 1. Die Kranzleiste muss nun notwendig von der Rinnleiste durch kleinere Glieder 3, 4, abgesondert werden und durch die Beschaffenheit dieser Glieder bezeichnet Goldman die Kränze der verschiedenen Ordnungen. In dieses Baumeisters tuscanischer Ordnung ist das nächste Glied unter der Rinnleiste 2, ein Band und unter diesem kommt ein Riemlein, über der Kranzleiste. In der Dorischen sind diese Glieder ein Riemlein, mit einer Holleiste; in der Ionischen ein Riemlein, mit einer Kehlleiste, wie hier in der Figur 3. 4.; in der Römischen ein Wulst zwischen zwei Riemlein; und in der Corinthischen ein Riemlein, darunter eine Kehlleiste und unter dieser ein Stab.

 In der hier stehenden Figur liegt die Kranzleiste 5 unmittelbar über dem Wulst 6: aber die meisten Baumeister setzen zwischen diese Glieder Dielen oder Sparrenköpfe, wie in folgender den korinthischen Kranz der Branca vorstellenden Figur bei * * zu sehen ist.*)

Unter dem Wulst werden entweder nur ein paar kleine Glieder 7 u. 8 [in der ersten Fig.]. oder auch Zahnschnitte 9, angebracht. Der Kranz an Gebäuden, wo keine Säulen oder Pfeiler stehen, wird noch etwas einfacher gemacht und die Baumeister binden sich dabei nicht so genau an ihre Regeln und Verhältnisse der Säulenordnungen. Der Kranz bekommt sein Hauptansehen von einer beträchtlichen Auslaufung.

 

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*) Dieses Glied findet man fast bei allen Kränzen. In dem Gebälk das über den drei schönen korinthischen antiken Säulen liegt, welche in Rom im Campo Vaccino stehen, nimmt eine Kehlleiste die Stelle des Wulstes ein.

**) Es ist im Artikel Dielenkopf ein kleiner Fehler vorgegangen; weil dort auf die Figur des Art. Gebälk ist verwiesen worden, anstatt das diese Figur hätte sollen angeführt werden.


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