Kamin

Kamin. (Baukunst) Ein offener Feuerheerd an einer Wand eines Zimmers, zu dessen Wärmung er dient. Die Kamine gestatten, dass man im Zimmer ein offenes Feuer genießen kann, sonst aber sind sie in kalten Ländern zur Wärmung der Zimmer nicht hinreichend, wo man nicht eine gar zu große Menge Holz oder Kohlen verbrennen will. Da sie aber gleichwohl den sehr guten Nutzen haben, durch Abführung der Ausdünstungen in den Zimmern eine reine Luft zu unterhalten; und da überdies das Feuer im Zimmer unter die wenigen Schönheiten der Natur gehört, deren Genuß kalten Ländern im Winter übrig bleibt; so ist die Untersuchung über die beste Art Camine anzulegen, ein nicht ganz unwichtiger Punkt in der Baukunst. Folgende Anmerkungen werden nachdenkenden Baumeistern nicht ganz überflüssig scheinen.

 Die vornehmste Eigenschaft eines guten Kamines ist diese, dass er bei einem hinlänglichen Zug, um allen Rauch abzuführen, einen nicht gar zu starken Zug in dem Zimmer verursache, welches der Fehler fast aller Kamine ist, die eine weite Öfnung über dem Feuerheerd haben. Ein etwas starkes Feuer verursacht einen Zug in dem Zimmer, der beinahe einem Wind gleicht, wodurch auch zugleich alle warme Luft aus dem Zimmer weggeführt wird. Diesem Fehler wird dadurch abgeholfen, dass die Röhre oder der Schornstein, gegen den Heerd des Kamines ins enge gezogen wird. Ich habe selbst einige Camine über den Sturz zuwölben, und nur mitten in dem Gewölbe eine Öfnung von 5 Zoll ins gevierte machen lassen und diese Art sehr vorteilhaft gefunden. Nur muss dabei veranstaltet werden, dass die Schornsteinfeger von oben in die Röhre kommen können und gegen das untere Ende müssen die Röhren, als eine umgekehrte Pyramide, nach und nach enger werden, dass der herunterfallende Ruß nirgend aufsitze, sondern auf den Heerd herunterfallen könne. Die Öfnung wird durch einen über den Sturz angebrachten Schieber, sobald das Feuer ausgebrennt ist, zugemacht. An solchen Caminen habe ich oft beobachtet, dass der Schieber bei ziemlich starkem Feuer, bis auf zwei Finger breit konnte eingeschoben werden, so dass die ganze Öfnung nur 5 Zoll lang und etwa 2 Zoll breit geblieben, ohne dass der Kamin rauchte. Aber in diesen Caminen muss das Holz an der Feuermauer in die Höhe gestellt und in der Mitte gut zusammengehalten werden. Also kann man eine enge Öfnung als eine wesentliche Eigenschaft eines guten Kamins ansehen. Hiernächst wird die Wirkung eines Camines sehr vermindert, wenn er tief in die Mauer gelegt wird. In diesem Fall genießt man fast keine Wärme als die unmittelbar von dem Feuer kommt, weil die Mauern selbst wenig erwärmt werden. Darum ist es gut, dass die Röhre nicht ganz in die Dike der Mauer, sondern gegen das Zimmer herausgelegt werde, so dass drei Seiten desselben in das Zimmer herausstehen. Weil diese durch das Feuer erwärmt werden, welches, da man sie nicht mehr als einen halben Stein (fünf Zoll) stark zu machen braucht, allemal geschieht; so tun sie einigermassen den Dienst eines Ofens und unterhalten die Wärme im Zimmer, wenn gleich das Feuer bereits ausgegangen ist.

 In Ansehung der Bekleidung und Verzierung der Kamine, wird ein verständiger Baumeister zwischen dem schwerfälligen Geschmack der ältern Baumeister, welche die Kamine mit Säulen oder Wandpfeilern und einem darüber gelegten förmlichen Gebälke, bekleidet hatten und der unverständigen Ausschweifung vieler Neuern, die Schnörkel mancherlei Art, Muscheln und Laubwerk dabei anbringen, leichte die Mittelstrasse halten. Einfache Gewände, ohne viel Glieder und ein gerader, mit einem guten Gesims versehener Sturz darüber, ohne alles Schnitzwerk, ist ohne Zweifel das schicklichste dazu.

 


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