Bandinelli, Baccio, ein berühmter italienischer Bildhauer, der Sohn des Goldschmieds Michelangelo di Viviano da Gaiole, ist 1487 zu Florenz geboren. Da er schon frühzeitig ein bedeutendes Talent entfaltete, gab ihn sein Vater, dem damaligen besten Bildhauer der Stadt, Giovanni Francesco Rustici, in die Lehre, in dessen Werkstätte er rühmliche Fortschritte machte und hier auch von Leonardo da Vinci manche belehrende Winke erhielt. Er beschäftigte sich anfänglich viel mit der Anfertigung von größeren Zeichnungen, von denen er einige durch Agostino Veneziano in Kupfer stechen ließ, studierte auch viel nach guten Meistern, z. B. nach den Filippo Lippi im Dom zu Prato, besonders aber nach dem von Michelangelo für den großen Ratssaal ausgeführten, damals von allen Künstlern bewunderten Karton, und suchte selbst einige Bilder in Öl und Fresko auszuführen, einen Christus, der die heil. Väter aus der Vorhölle befreit, und einen berauschten Noah, von denen sich aber nichts erhalten hat. Da er sich indessen durch diese Bilder keinen besonderen Ruhm erwarb, kehrte er zur Skulptur zurück, machte 1512 das Modell eines heil. Hieronymus in Wachs, fertigte sodann die jugendliche Gestalt eines Merkurs mit der Flöte, die nachher an Franz I. nach Frankreich kam, ferner für den Dom seiner Vaterstadt eine Statue des heil. Petrus, für diese selbst im Jahr 1515 einen zur Feier der Ankunft des Papst Leo X. auf dem Hauptplatz aufgestellten Herkules, endlich für Papst Leo X. einen Orpheus, dessen Spiel und Gesang den Zerberus bezähmt (ursprünglich für den Hof der Medici zu Florenz bestimmt), und begann die Kopie des Laokoon, die er aber erst im Jahr 1525, nachdem er den rechten Arm des antiken nach eigenem Modell ergänzt, unter Papst Clemens VII. vollendete, während dessen Regierung dieselbe auch 1531 im Hofe des Palastes der Mediceer aufgestellt wurde (jetzt in der Galerie der Uffizien zu Florenz). Weiter zeichnete er für den Papst die Entwürfe zu Wandgemälden für die Hauptkapelle von S. Lorenzo zu Florenz, das Martyrium der h. h. Cosmus und Damianus und des heil. Laurentius, die von Marc Anton in Kupfer gestochen wurden und dem Papst so wohl gefielen, dass er Bandinelli dafür mit der Ritterwürde von S. Peter belohnte; malte ferner einen Johannes in der Wüste, von rühmenswerter Zeichnung, aber hartem Kolorit, als Geschenk für Clemens VII., wofür ihm dieser die Ausführung einer großen Gruppe: Herkules und Cacus* (vor dem Palazzo Vecchio zu Florenz) übertrug, die er aber erst nach einem zweiten Modell im Jahr 1534 vollendete. Dazwischen fielen nämlich die Zeichnungen zu dem Karton einer Grablegung für die Kirche von Cestello, die Ausführung einer Kreuzabnahme in Öl, seine Flucht aus Florenz nach der dritten Vertreibung der Medici, und später in Rom die Anfertigung eines Modells zu einer Gruppe von Bronzefiguren, den die sieben Todsünden überwindenden Erzengel Michael darstellend, vom Papst für Castel S. Angelo bestimmt, und mehrerer anderer kleiner Tonmodelle, eines Herkules, einer Venus, eines Apollo, einer Leda u.s.w., auch einer Kreuzabnahme in Relief, die er sämtlich durch Jacopo della Barba in Bronze gießen ließ. Die letztere schenkte er Karl V. in Genua, wofür ihm dieser eine Comthurei von S. Jacopo gab und ihn zum Ritter machte, für seine Herkulesgruppe aber erhielt er vom Papst außer der Bezahlung ein Landgut zum Geschenk.
Nach dem Tode des Papstes Clemens VII. wusste er es dahin zu bringen, dass ihm die beiden Grabmäler für diesen und für Papst Leo X. nach seinen Modellen übertragen wurden, ein Werk, reich an Statuen und Reliefs, das er aber höchst flüchtig ausführte, ja sogar, obgleich er den dafür bedungenen Lohn (600 Scudi für ein größeres, 300 Scudi für ein kleineres Relief, 400 Scudi für jede Apostelfigur und 500 für jede eines Papstes) bereits eingezogen, unvollendet verließ, so dass die Monumente (in der Kirche S. Maria Sopra Minerva zu Rom) von zwei ändern Bildhauern, dem Raf. da Montelupo und Nanni di Baccio Biccio fertig gemacht werden mussten. Er ging hierauf nach Florenz, wo es ihm gelang, die Skulpturen für das Grabmal des Giovanni de' Medici zu erhaschen; er führte davon aber nur das Piedestal, ein Relief, Giovanni darstellend, umgeben von Gefangenen, die ihm vorgeführt werden (jetzt in einer Ecke am Platze von S. Lorenzo eingemauert) und die Statue des Mediceers, die indessen auch nie auf das Postament kam (jetzt in dem Salon des Palazzo vecchio zu Florenz) aus, um sich alsbald großartigeren Arbeiten, den Restaurationen des Palazzo vecchio, zu denen er den Herzog Cosimo zu bewegen gewusst, widmen zu können. Er begann auch nach einem mit Giuliano di Baccio d'Agnolo gemeinschaftlich beratenen Plane die Wiederherstellung des Audienzsaales, förderte indessen das Werk nur insofern, als er die Figuren für die darin angebrachten Nischen, die Statuen des Sign. Giovanni, des Herzogs Alexanders und der Päpste Clemens VII. und Leo X. (letztere erst nach Bandinelli's Tode von Vincenzio Rossi vollendet, sämtliche heute noch in jenem Saale) ausführte. Kaum war er mit diesen Skulpturen fertig, als er auch schon wieder den Herzog zu neuen Unternehmungen zu bestimmen und ihn zu bewegen wusste, ihm den Chor- und Altarschmuck in S. Maria del Fiore zu übertragen, den er nach dem Plane Brunelleschi's auszuführen gedachte. Diese Arbeiten, die bedeutendsten seines Lebens, begann er mit den unbekleideten Figuren von Adam und Eva, die er aber, weil sie ihm nicht gefielen, jenen in einen Bacchus und diese in eine Ceres verwandelte, und erstere dem Herzog, letztere, nebst der Statue eines Apolls (noch jetzt im Garten Boboli zu Florenz) der Herzogin Leonora schenkte. Er unternahm darauf 1551 die nochmalige Darstellung der beiden ersten Menschen, erntete damit aber ebenfalls kein großes Lob (1722 wegen ihrer Nacktheit aus der Kirche entfernt, stehen sie jetzt im Palazzo vecchio), führte sodann die trefflichen Reliefs im Chore aus und begann die Gruppe eines toten Christus, von einem Engel gehalten und Gott Vater segnend darüber, die er aber erst nach mehreren Veränderungen vollendete. Obgleich durch die unablässige Gunst der Päpste und des Herzogs sehr reich und begütert geworden, suchte er doch durch List und Ränke immer neue Arbeiten an sich zu ziehen. So machte er der Herzogin ein Geschenk mit einigen nach seinen Kartons von Andrea del Migna gemalten Bildern, die Schöpfung und die Austreibung des ersten Menschenpaars (gegenwärtig im Prometheussaal des Palazzo Pitti), Noah, und Moses mit den Gesetzestafeln darstellend, auch ließ er ihr mehrere Figuren für ihren Garten ausführen, wofür diese ihren Gemahl zu bestimmen wusste, Bandinelli die Ausführung eines kolossalen Neptuns für die Piazza di Granduca zu übertragen (nachher von Ammanati ausgeführt). Während der Vorarbeiten dazu gedachte er nach dem Vorbild Michelangelo's sich ein Grabmal zu errichten, mit einem Altar, auf den er die von seinem Sohn ziemlich weit ausgeführte Marmorgruppe des toten Christus, von Nikodemus, dem er sein eigenes Bildnis gab, gehalten, setzen wollte. Nachdem das Monument, das seine und seiner Frau Gebeine aufnehmen sollte, in einer der Kapellen von S. Annunziata vollendet war, wollte er auch die seines Vaters darin beisetzen. Baccio besorgte dieses Geschäft selbst, verfiel aber aus Gemütsbewegungoder aus Anstrengung in eine Krankheit, die seinem Leben, das er auf 72 Jahre brachte, 1559 ein Ende machte.
In Bamdinelli's Charakter vereinigten sich auf die abstoßendste Weise Selbstüberschätzung und Hochmut gegen niedrigere oder gleichstehende, mit Neid und Hass gegen ausgezeichnetere Künstler (wie er denn aus Bosheit den berühmten Karton Michelangelo's im Ratssaal zu Florenz schändlicher Weise zerstört, auch mehrere angefangene Werke desselben, die in seine Hände kamen, vernichtet haben soll), masslose Eitelkeit und Anmaßung mit einer unersättlichen Begierde nach Geld und Ruhm, die ihm keine Ruhe ließ, durch Intrigen aller Art ändern Kunstgenossen oft bereits übertragene Arbeiten abwendig zu machen. Hieraus entwickelte sich auch, auf der Grundlage einer großen künstlerischen Befähigung, die Eigentümlichkeit seiner Kunstrichtung: eine eminente technische Fertigkeit ohne höhere leitende Idee, eine rein äußerliche Richtung, ohne tieferen geistigen Gehalt, ein Streben nach Grossartigkeit, aber ins Riesenhafte, ins Gewaltsame übertrieben. Obgleich Michelangelo's eifrigster Nebenbuhler, stand er doch ganz unter dem Einfluss seiner Richtung und zwar in ihrer Entartung, in der mehr manieristischen, die Grosse der Aufgabe in. der unmittelbaren Macht des Effekts suchenden Weise. — Bandinelli's natürlicher Sohn, Clemens, geb. 1534, entfaltete in der Schule seines Vaters ein bedeutendes Talent, starb aber in Folge anhaltenden Studiums und unregelmäßigen Lebens sehr jung in Rom.
Literatur. Vasari, Leben der ausgez. Maler, Bildh. und Baumeister. — Cicognara, Storia della scultura. — Museo Fiorentino, woselbst auch sein Porträt.
Kupferwerke. La Metropolitana Fiorentina illustrata, von Lasinio.
* Abgebildet in den Denkmälern der Kunst. Atlas zu Kuglers Handb. der Kunstgesch. Taf. 72, Fig. 5.