Baldung, Hans, genannt Grien, einer der vorzüglichsten oberdeutschen Maler, trefflicher Formschneider und Kupferstecher, um 1470 zu Gmünd in Schwaben geboren, arbeitete in seinem Vaterlande, im Breisgau, in der Schweiz und im Eisass. Im Jahr 1496 schmückte er das badische Nonnenkloster Lichtental, in welchem sich seine Schwester befand, mit Gemälden. Mehrere Jahre lobte er sodann zu Freiburg im Breisgau, wo er für die Münsterkirche die großen Gemälde des Hochaltars fertigte, die 1516 vollendet wurden. Von Freiburg zog er nach Strassburg, woselbst er von 1533 an, später zum bischöflichen Hofmaler und Mitglied des großen Rats ernannt, bis zu seinem 1552 erfolgten Tode verweilte.
Baidung malte Kirchenbilder, historische, allegorische Darstellungen und Porträts Werke, in denen sich, bei manchen Eigentümlichkeiten der schwäbischen Schule, der Einfluss Albrecht Dürers (mit dem er in einem sehr freundschaftlichen Verhältnisse stand, und von dem er bis zu seinem Tode eine Haarlocke als kostbare Reliquie verwahrte, die im Laufe der Jahrhunderte, nach einer Wanderung durch die Hände verschiedener Maler zuletzt in den Besitz des Hofrats Schlosser kam), nicht verkennen lässt. Seine Köpfe sind voll Leben und Ausdruck, das Nackte erscheint ziemlich durchgebildet, das Kolorit ist frisch und blühend und in seinen Kompositionen herrscht eine poetische Auffassung und bedeutsame Intention. Sein Hauptwerk ist der große Hochaltar des Münsters zu Freiburg, ein wahres Kleinod oberdeutscher Malerei. Derselbe besteht aus mehreren Tafeln, von denen das Mittelbild eine reiche, prachtvolle Krönung der Maria enthält, die Innenseiten der Flügel aber, die Apostel, als Zuschauer der himmlischen Handlung, vortrefflich charakterisierte Figuren, zeigen. Die Außenseiten enthalten: die Verkündigung, eine Komposition von eigentümlichen Gedanken, die Heimsuchung von überaus süßem und lieblichem Ausdrucke in den reizenden Köpfen, die Geburt Christi, bei welcher das Licht von dem göttlichen Kinde ausgeht, und die Flucht nach Ägypten, ein ungemein liebliches, vielleicht das schönste Bild, das Baidung hervorgebracht. Die Rückseite des Altars ist in der Mitte mit einer vorzüglich ausgeführten großen Kreuzigung nach Dürer'scher Komposition geschmückt; auf den Flügeln erscheinen je zwei Heilige, großartige, charaktervolle Gestalten. Das Staffelgemälde, unter dem Mittelbild, stellt in der Mitte die heil. Jungfrau mit dem Kinde, zu beiden Seiten die Donatoren, treffliche Porträts der einst mit dem Bau beschäftigten Männer dar. Auf dem freien Winkel links Engelsköpfe, rechts eine Tafel mit der Inschrift: „Johannes Baidung cog. Grien Gamundianus Deo et Virtute auspicibus faciebat." Unter den Glasgemälden des Chorumgangs ist das Fenster der Alexanderkapelle nach Baidungs Komposition gemalt.
Von anderen erhaltenen Bildern Baldungs, die hin und wieder eine gewisse Neigung zu den Eigentümlichkeiten der fränkischen Malerei, zu manierierter Färbung und übertriebener Charakteristik verraten, sind bekannt: die Geburt Christi und die Kreuztragung in der Galerie des Schlosses zu Aschaffenburg; Frauen, in der Fülle der Kraft vom Tode ergriffen, zwei Bildchen von geistvoller Konzeption in der öffentlichen Sammlung zu Basel; eine Kreuzigung, eine Steinigung des heil. Stephanus und das Bildnis Albrechts von Brandenburg in Kardinalstracht im k. Museum zu Berlin; Maria mit dem Kinde und dem Stifter Markgraf Christoph von Baden und seiner Familie und das Porträt des Markgrafen Christoph von Baden in der großherzoglichen Galerie zu Karlsruhe; Herkules und Antäus in der Abel'schen Sammlung zu Ludwigsburg; das Brustbild des Markgrafen Phil. Christoph von Baden (mit Monogramm und der Jahrszahl 1515); die Klugheit, eine bis auf einen sehr zarten Schleier nackte Figur am Abgrunde (mit Monogramm und der Jahrszahl 1525), ein Bild, das ein sehr fleißiges Naturstudium des Meisters beurkundet, in der Moritzkapelle zu Nürnberg; das Porträt eines jungen blonden Mannes (mit Monogramm und der Jahreszahl 1515) in der k. k. Galerie zu Wien.
Unter die vorzüglichsten Blätter, die Baidung in Kupfer gestochen, gehören: Der Schmerzensmann; der Stallknecht; Maria, den Leichnam ihres Sohnes beweinend. - Zu seinen bedeutendsten Holzstichen, die sich durch das treffliche Helldunkel auszeichnen, zählt man: Adam und Eva in 3 verschiedenen Blättern (von 1511 und 1519, das dritte ohne Jahrszahl); die Hexen (1510); die Bekehrung Pauli; eine heil. Familie; die Geburt des Heilandes; der Reitknecht im Pferdestalle; Ecce homo (1511); die Marter des heil. Sebastian (1514); Xantippe reitet Sokrates (1515); Gruppe von Pferden, drei verschiedene Blätter (1534); 13 Blätter: Christus und die zwölf Apostel.