Eines Barbiers Älster machte den Ton einer Trompete nach


Besonders ist diese Geschichte von der Älster, von welcher Plutarch selbst Zeuge ist (a), sehr seltsam. Sie war zu Rom in dem Laden eines Balbiers, und ahmte alle Stimmen, die sie hörte, mit wunderbarer Geschicklichkeit nach. Einstmals trug es sich zu, dass gewisse Trompeter lange vor diesem Laden bliesen. Von der Stunde an, und den ganzen folgenden Tag, war diese Aelster tiefsinnig, stumm, und melancholisch; worüber jedermann in Verwunderung gerieth, und glaubte, der Schall der Trompete müßte sie so betäubt und erschreckt haben, dass sie zugleich mit dem Gehöre auch die Stimme verlohren hätte. Allein endlich fand man, dass sie tief nachgedacht hatte, und in sich selbst gegangen war, und dass sich ihr Geist geübt und ihre Stimme zubereitet, den Ton der Trompete nach zu ahmen: so dass sie mit der ersten Stimme vollkommen alle Wiederhohlungen, alle Pausen, und alle Manieren der Trompeter ausdrückte, und dass sie, um dieses zu lernen, alles, was sie vorher schwatzen konnte, aus der Acht gelassen hatte.

 

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(a) In seinem Traktat, de Solertia animalium.


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