Metrum; Metrisch

Metrum; Metrisch. (Schöne Künste) Die Wörter bedeuten im allgemeinesten Sinn etwas richtig abgemessenes, das größere und kleinere Teile hat, aus deren gutem Verhältnis ein Ganzes durch seine Form angenehm wird. Bei dieser allgemeinen Bedeutung bleibt dieser Artikel stehen; weil das eigentliche Metrum der lyrischen Gedichte in einen besonderen Artikel vorkommt.1

 Jederman fühlt, dass in Gebäuden und sichtbaren Formen Eurythmie und Ebenmaß, in Musik und Tanz ein Metrum oder etwas genau abgemessenes sein müsse; aber wenige wissen den Grund hiervon anzugeben.

 In Gegenständen die unabhänglich von ihrem Inhalt und ihrer Materie, durch das äußerliche der Form gefallen sollen, ist das metrische eine wesentliche Eigenschaft. Wer uns etwas recht angenehmes erzählt und durch den Inhalt seiner Rede allein uns vergnügen will, erreicht seinen Zweck durch die bloß ungebundene Rede, wenn ihr auch allenfalls der gewöhnliche prosaische Wohlklang fehlen sollte; und wenn wir bei einer sehr interessanten Handlung die Personen unordentlich durch einander gehen sehen und ihre ungekünstelten Reden hören, so finden wir Wohlgefallen daran. Aber Töne, die an sich weder Begriffe noch Empfindung erwecken; Bewegungen der Menschen, die nichts leidenschaftliches oder überhaupt nichts bedeutendes, haben; diese kann Niemand mit Wohlgefallen hören und sehen. Sollen sie uns reizen, so muss ihre Form durch genaue metrische Einrichtung gefällig werden. Also keine Instrumentalmusik und kein Tanz ohne Metrum, daher der Rhythmus entsteht. Je unbedeutender die einzeln Teile an sich sind, je dringender wird die Notwendigkeit des Metrum. Ein Gebäude zur Wohnung hat das genau abgemessene der Form weniger nötig als eine bloß zur Ergötzung des Auges aufgestellte Vase oder ein Oblisk. Ein zum feindlichen Angriff in der Schlacht gemachter Gesang, hat weniger Genauigkeit im Silbenmaße und im Rhythmus der Musik nötig als ein bloß zur Ergötzung dienendes Lied oder eine Tanzmelodie. Im Tanze selbst, hat die Pantomime, die schon durch den Inhalt etwas vorstellt, das scharfe Metrum nicht nötig, das den gesellschaftlichen Tänzen von weniger Bedeutung, notwendig ist.

 Dieses erkläret den Ursprung alles metrischen in Werken des Geschmacks. Was übrigens von der nähern Beschaffenheit dieser Abmessung in Gebäuden, in der Rede, in der Musik und im Tanze zu beobachten ist, wird in besonderen Artikeln vorkommen.2

 

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1 S. Silbenmaß.

2 S. Ebenmaß; Silbenmaß; Rhythmus. Eurythmie.

 


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Seite zuletzt aktualisiert: 23.10.2004 
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