Profil. (Zeichnende Künste) Dieses Wort wird sowohl in der Malerei als in der Baukunst gebraucht. Wer einen Menschen nur von der rechten oder linken Seite so sieht, dass dessen andere Seite ganz von der dem Auge entgegenstehenden bedeckt wird; der sieht den Umriss desselben nach des Malers Ausdruck, im Profil und diese Art der Ansicht ist der geraden entgegengesetzt, da man eine Person von Vorne so ansieht, das die rechte und linke Seite des Körpers gleich vollständig in das Auge fallen.
Hieraus versteht man auch den Ausdruck, halb- und dreiviertel-Profil; jener bedeutet die Ansicht, da man von der hintern Hälfte des Körpers noch etwa die Hälfte, diese wenn man noch etwa ein Viertel davon sähe.
In der Baukunst bedeutet das Wort eine Zeichnung nach dem Durchschnitt1; es sei, dass sie von einem ganzen Gebäude oder nur von einzelnen Teilen, von Säulen, Pfeilern oder einer ganzen Mauer gemacht werde. Das Profil zeigt demnach die ganze Dicke eines stehenden Teiles an und die Ausladungen aller hervorstehenden Teile. In so fern also die Zeichnung nur den äußersten Seitenumriss eines stehenden Körpers anzeigt, ohne etwas von seinen zwischen diesen liegenden Teilen anzuzeigen, wird sie ein Profil genannt. Wenn z.B. in den Figuren der Artikel: attischer Säulenfuß und Gebälk bloß die Umrisse blieben, alle Querstriche aber ausgelöscht würden, so würden diese Zeichnungen die Profile des attischen Säulenfußes und eines ionischen Gebälks vorstellen.
Die Profile der Säulen und aller mit Gliedern verzierten Teile, zeigen am deutlichsten die Höhen und Ausladungen der Glieder und deren Verhältnisse unter einander an. Ein beträchtlicher Teil der Schönheit der Verzierungen hängt unstreitig davon ab, dass die Profile gut ins Auge fallen und an den Profilen der Gesimse und ganzer Gebälk kann man gar bald wahrnehmen, ob ein Baumeister ein empfindsames Auge für gute Verhältnisse habe oder nicht.2 Es ist daher angehenden Baumeistern sehr zu raten, dass sie sich in aufmerksamer Betrachtung der Profile der berühmtesten Meister sehr fleißig üben, auch andere von schlechten Baumeistern dagegen halten, um ihr Auge an die besten Verhältnisse zu gewöhnen.
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1 S. Durchschnitt.
2 S. Glieder.