Paste

Paste. (Bildende Künste) Der Abdruck eines geschnittenen Steines in Glas. Da schwerlich jemand bessere Kenntnis über diese Materie hat als der berühmte Lippert, so kann ich nicht besser tun als den Aufsatz, den er mir schon vor einigen Jahren hierüber zu schicken die Gefälligkeit gehabt hat, hier ganz einzurücken.

 »Die Erfindung ist sehr alt und vielleicht eben so alt als die Glasmacherkunst.« Die Art und Weise wie die Pasten gemacht werden, ist oft beschrieben worden; eine dergleichen ausführliche Nachricht steht in der so genannten Nürnbergischen Werkschule und der Graif Cailus hat in des Mariette Buch: Traitté des pierres gravées, eine weitläufige Abhandlung darüber gemacht.

 Mir sind auch unterschiedene andere Arten von Pasten vorgekommen, welche aus einer glasartigen Erde in verschiedenen Farben verfertigt werden. Einige waren rot, wie die Gefäße aus Terra sigillata sind, die Italiener nennen sie Terra cotta; andere grünlich grau; wieder andere gelb, auch gesprengt grau, wie der sogenannte Federjaspis, (Italienisch Igiada) und welche letztere Sorten ich aus vielen Ursachen vor Ägyptisch gehalten; weil mir aus eben dergleichen Erde allerhand ägyptische Gefäße und Bilder vorgekommen, welche sehr alt und noch vor der Griechen Zeiten in Ägypten gemacht sein mochten. Ich habe auch einige dieser Bilder, so fest als einen weichen Edelstein oder Quarz gefunden: ob mir gleich einige Antiquarii, wiewohl aus schlechten Gründen, diese Meinung bestreiten wollen. Denn da sich diese Herren wenig um practische Erfahrungen bekümmern und lieber dem Plinio glauben, so haben sie antike Steine daraus gemacht und ihnen, ich weiß selbst nicht was vor Namen, beigelegt; da doch alle den Alten bekannte Edelsteine heute zu Tage immer noch, jedoch unter veränderten Namen, existiren und die Natur die Dinge nicht verändert hat. Ob ich mich nun gleich niemals in kritische Streitigkeiten einlassen werde, weil solche zur wahren Kenntnis des Schönen und Nützlichen wenig beitragen, so sehe ich aus der großen Anzahl geschnittener Steine, dass die Alten sehr gerne in Hornstein geschnitten; als nämlich in Carneol, Onyx, Achat, Chalcedon, Jaspis und Schmaragmutter als welche ersteren fünf Arten allerdings unter die Hornsteine gehören und welche sich mit dem Rade sehr wohl schleifen lassen. Ob nun wohl sehr vieles hiervon zu sagen wäre, so wäre es hier eine überflüssige Weitläufigkeit. In obbesagtem Werke des Mariette ist eine sehr schöne Abhandlung von der Steinschneiderkunst enthalten, darin nichts vergessen ist, was dazu gehört; weil es aber mit den Pasten keine Conexion hat, so ist hier nur die Rede, dass die Gelehrten aus Mangel genugsamer Kenntnis hiervon, oft alte Pasten, wegen ihres harten Glasses für wirkliche Steine angesehen. Ich besitze einige Stücke Glas von der Musivischen Arbeit, aus der Sophienkirche zu Constantinopel, welche ich von dem Secretair des holländischen Gesandten als welcher 14 Jahr in Constantinopel gewesen ist, erhalten habe: es sind solche so hart, dass sie an Stahl geschlagen, wie ein anderer Feuerstein, Funken werfen und man hat einige schleifen lassen, welche in Ringen, von eben so schönem Lustre als ein orientalischer Topas sind und so hart habe ich auch einige antike Pasten des Grafen Moszinski und des Baron v. Gleichen gefunden. Nun ist mir auch vorm Jahre ein dergleichen hartes Glas in Sachsen vorgekommen, welches bei Coburg in der sogenannten kleinen Gette gemacht wird, worzu ein Fluß Sand genommen wird, der dann das Glas so hart macht und welches ich in meinen Ofen, worinnen ich doch Kupferasche brennen kann, nicht so weit zum Schmelzen bringen können, dass ich es mit dem Eisen danach drücken mögen.

 Die Italiener und Franzosen haben seit 50 bis 60 Jahren eine große Menge Pasten verfertigt. Des Herzogs von Orleans ehemaliger Leibmedicus Mr.

Homberg aus Quedlinburg gebürthig, hat die meisten Steine aus des Königs in Frankreich, des Herzogs von Orleans, auch aus anderen Kabinets in Pasten gebracht; daher wir auch so viele schöne Sachen erhalten haben, welche uns sonst unbekannt geblieben sein würden. Die italienischen Pasten aber sind meistens von sehr weichem Glaße, weil in Italien die Kohlen teuer sind: man kann einige mit dem Messer schaben; sie wittern auch in einigen Jahren aus oder wie man sagt, das Glas bekommt den Schmergel; sie machen aber auch die meisten aus musivischen Glaße, welches ein leichtflüssiges Bleiglaß und von besserer Dauer ist. Ich hatte von einigen guten Freunden dergleichen communiciret bekommen; sie lagen bei mir auf dem Tische; da die Sonne darauf schiene und sie warm worden, sprangen zwei davon in viele Stücke, weil das Glas aus vieler Potasche gemacht war.

 Von allen diesen Glaskünsten könnte der vortrefliche Herr Margrafe in Berlin den besten Unterricht geben, der in allen Glaskünsten große Wissenschaft hat und wovon ich große Proben gesehen. Pasten zu machen, muss man fein geschleimten venetianischen Trippel nehmen und in eisern Ring den Stein legen und damit abdrücken, den Stein dann behutsam abnehmen, die Forme wohl troknen lassen: dann legt man Glas darauf, bringt solche in die Muffel, wie etwan eine Emailmalerei, lässet es weich schmelzen und drückt es mit einen warmen Eisen; bringt solche in Kühlofen und wenn sie erkaltet, hebt man sie von der Forme ab, so sind sie fertig. Der Steinschneider muss dann das übergedrückte Glas abnehmen und ihnen die gehörige Form geben und poliren.

 Aus diesen Pasten macht man Ausgüße, entweder in Schwefel mit Zinober oder einer anderen Erdfarbe vermischet oder gießet sie in Gibs oder drückt solche in einen guten Lak ab, wovon der englische der beste ist; alle diese Arten aber haben ihre großen Mängel. Der Schwefel riechet übel und springt in jähliger Wärme und Kälte sehr leicht, der Gibs wittert in einiger Zeit auch aus; und will man selbige mit anderen Dingen vermischen und zu einem Teige machen, wie es bei Gibsmarmor gemacht wird, so wird der Abdruck nicht scharf; das Sigelac springt und schwindet leicht, wird auch in der Wärme stumpf, dass also diese Arten jederzeit veränderlich und verderblich sind. Ich habe vor mehr als 16 Jahren mit dem Gibs ein zufälliges Experiment gemacht. Als ich einige Medaillen abgegossen, hat ich solche in einen Schrank gelegt und binnen einem Jahre nicht angesehen; einmal komme ich darüber und finde einen grauen Staub darauf; ich wundere mich darüber, wie der Staub darauf kommen, da doch in den Kasten davon nichts zu sehen war. Ich nehme endlich das sechste Glas aus meinen Microscopio und entdecke viele Millionen kleiner Insecten, welche die Ausgüße so durchgraben hatten, dass sie weich waren, wie Kreide: und so ist mirs mit verschiedenem Gibs her nach gegangen, ob ich ihn gleich aus Albastre, Fraueneiß oder Muschelschalen brennen lassen; er ist allezeit diesen Mangel unterworfen gewesen, so gar wenn ich auch Alaunwasser darunter gemischet; dass also mit dieser Art, Ausgüße zu machen, nichts zu tun ist.

 Von der Dauer meiner Abdrücke1 verspreche ich mir bis jetzt alles, weil von mehr als zehnjährigen Abgüßen oder vielmehr Abdrucken, weder an der Luft, noch Sonne, Hize und Kälte, das allergeringste davon verändert wird; als worüber ich mit unsäglicher Mühe raffiniret. Ich hätte zwar sehr viele Massen anbringen können, unter anderen auch eine chinesische, welche ebenfalls dauerhaft ist, allein alle diese Arten haben den Fehler, dass sie schwinden und würde damit die wahre Größe des Steins, vermindert, wenn auch an der Schärfe nichts abging.

 Viele wollen diese Masse dennoch vor Gibs halten; es ist mir dieses aber einerlei. Wenn die Abdrücke scharf und accurat sind, von beständiger Dauer und Festigkeit bleiben, so glaube ich meine Absicht erreichet zu haben, welche aber bei puren Gibs niemals zu erlangen ist. Das einzige dabei muss man in Acht nehmen, dass sie nicht naß werden, denn sonst verlieren sie ihren Lüstre, ob es gleich sonst nichts schadet: und wenn noch so viel Staub darauf liegt, darf man nur einen weichen Haarpensel nehmen und sie ab stauben, es wird niemahls stumpf werden. Auf diese Art glaube ich, dass meine Käufer nicht betrogen werden und ich erreiche meinen Zweck, den schönen Wissenschaften durch diese Produktionen nützlich zu sein.

 

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1 S. Abdrücke. S. 2 .

 


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