Portal. (Baukunst) Diesen Namen gibt man den Haupteingängen der Kirchen, Paläste und anderer großen Gebäude. Es unterscheidet sich von der Tür nicht nur durch seine Größe, sondern vornehmlich dadurch, dass das Portal durch prächtige Verzierungen mit Säulen oder Pilastern und den dazu gehörigen Gebälken als ein beträchtlicher Hauptteil der Außenseite der Gebäude in die Augen fällt, auch wohl zu beiden Seiten der Hauptöfnung noch kleinere Eingänge hat, die aber mit dem Haupteingang durch die gemeinschaftlichen Verzierungen in Eines gezogen sind.
Es scheint sehr natürlich, dass bei großen Gebäuden der Haupteingang sogleich das Auge auf sich ziehe, damit man ihn nicht suchen dürfe. Nach der heutigen Bauart ist allgemein an einer oder mehreren Hauptseiten das Portal gleichsam der Augenpunkt, auf den sich alles bezieht. Das Auge fällt zuerst darauf und von da aus übersieht es danach die Teile der Fassade. Darum sollte der Baumeister es sich zur Hauptregel machen, durch das Portal gleich die Art und den Geschmack des ganzen Gebäudes anzukündigen. Ein Portal von schlechter toscanischer oder auch dorischer Ordnung, schickt sich nicht zu einem Gebäude, dessen andere Teile den Reichtum der korinthischen Ordnung anzeigten; so wie ein in seinen Verzierungen sehr einfaches Gebäude, auch nicht ein reiches Portal verträgt. Eine so natürliche Regel aber, wird oft übertreten. Man sieht bisweilen Kirchen, an deren Portale aller Reichtum der Baukunst verschwendet ist, da das übrige nichts als eine sehr einfache und bescheidene Baukunst zeigt. Diesen Fehler haben auch die Baumeister mittlerer Zeiten an den so genannten Gothischen Kirchen begangen. Wann der ganze äußere Umfang der Kirche noch so einfach und einigermassen bäurisch ist, findet man doch bisweilen die größte Pracht und den größten Reichtum der Verzierung an dem Portal.
Es scheint nicht, dass die Alten etwas von dieser Art in ihrer Baukunst gehabt haben. Da ihre großen Gebäude entweder ganz mit Säulen oder mit Bogenstellungen umgeben gewesen oder an der Hauptseite vorgesetzte Säulenlauben hatten; so zeigte sich an der Außenseite alles in völliger Einförmigkeit. Man ging zwischen den Säulen oder durch die Bogen durch und fand innerhalb des Porticus die Türen zum Eingang, die nach Art bloßer Türen gemacht waren, wie man aus dem Vitruvius sieht.