Gegend

Gegend. (Malerei) Es scheint, dass dieses Wort einen besonderen Teil einer Landschaft ausdrücke, der sich durch einen eigenen Charakter unterscheidet. Man sagt eine wilde, rauhe, einsame Gegend. Die Landschaft würde aus mehreren Gegenden bestehen können; die Gegend selbst aber würde bloß aus ihren einzeln Teilen als Felsen, Bäumen, etc. bestehen.

 Von den Gemälden, die man Landschaften nennt, würden also nur diejenigen den Namen der Gegenden tragen, die eingeschränkte und bloß dergleichen einzele Szenen vorstellen, die wir Gegenden nennen als Wasserfälle, von Felsen eingeschlossene Plätze und dergleichen: diejenigen aber, die weitere Aussichten, von verschiedenen. Gründen vorstellen, würden den Namen Landschaften in besonderm Sinn behalten. In diesem Sinn würde man sagen, Berghem, Teiniers, Waterloo, haben meistenteils Gegenden; Breügel, Claude Lorrain, Swaneveldt, haben meistenteils Landschaften gemalt.

 Gegenden, wenn sie gut gewählt und mit gehöriger Kunst gemalt sind, haben etwas stark anziehendes: und in der leblosen Natur ist nichts, das uns interessanter vorkommt. Jede Gegend ist einsam; aber bei diesem allgemeinen Charakter kann eine große Verschiedenheit des Empfindsamen statt haben. Es gibt fürchterliche, schreckliche, melancholische, fantasti sche, reizende, bezaubernde Gegenden. Eine gemalte Gegend kann demnach mancherlei und große ästhetische Kraft haben. Wer etwa eine kleine sittliche Szene vorstellen will und dazu eine dem Charakter des Stücks gemäße Szene ausgesucht hat, der kann dadurch Gemälde von großer Kraft erhalten.

 Die Kenntnis seltsamer, interessanter und wohl charakterisierter Gegenden, dient auch zu der Gartenkunst; weil die Anbringung solcher Szenen den Gärten die größte Schönheit gibt1.

 

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1 S. Gartenkunst.

 


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