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262.

Vergessen können: es ist mehr ein Glück, als eine Kunst. Der Dinge, welche am meisten für’s Vergessen geeignet sind, erinnern wir uns am besten. Das Gedächtnis ist nicht allein widerspenstig, indem es uns verlässt, wann wir es am meisten brauchen, sondern auch töricht, indem es herangelaufen kommt, wann es sich gar nicht passt. In Allem, was uns Pein verursacht, ist es ausführlich, aber in dem, was uns ergötzen könnte, nachlässig. Oft besteht das einzige Heilmittel unsrer Schmerzen im Vergessen; aber wir vergessen das Heilmittel. Man muß jedoch seinem Gedächtnis bequeme Gewohnheiten beibringen: denn es reicht hin, Seligkeit oder Hölle zu schaffen. Auszunehmen sind hier die Zufriedenen, welche im Stande ihrer Unschuld ihre einfältige Glückseligkeit genießen.