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126.

Dumm ist nicht, wer eine Dummheit begeht; sondern wer sie nachher nicht zu bedecken versteht. Seine Neigungen soll man unter Siegel halten; wie viel mehr seine Fehler. Alle Menschen begehen Fehltritte, jedoch mit dem Unterschiede, dass die Klugen die begangenen verhehlen, die Dummen aber die, welche sie erst begehen wollen, schon zum voraus lügen. Unser Ansehen beruht auf dem Geheimhalten, mehr als auf dem Tun: denn nisi caste, tamen caute. Die Verirrungen großer Männer sind anzusehen wie die Verfinsterungen der großen Weltlichter. Sogar in der Freundschaft sei es eine Ausnahme, dass man seine Fehler dem Freunde anvertraut; ja, sich selber sollte man sie, wenn es sein könnte, verbergen: doch kann man sich hierbei mit jener anderen Lebensregel helfen, welche heißt: vergessen können.