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523. Erstaunen¹⁾. Staunen²⁾. (Sich) Wundern³⁾. (Sich) Verwundern⁴⁾. Bewundern⁵⁾.

1) To be astonished.
2) To be amazed.
3) To wonder.
4) To marvel, to be surprised.
5) Admire.
1) S’étonner.
2) Être surpris (stupéfait).
3) S’étonner
4) S’émerveiller.
5) Admirer.
1) Stupefarsi.
2) Stupire (stupirsi).
3) Maravigliarsi.
4) Restar attonito.
5) Ammirare.

Das bloße Neue und Ungewöhnliche erregt Wundern und Verwundern. Wenn sich dem Verstande etwas Ungewöhnliches und Außerordentliches darbietet, fängt der Gang seiner Gedanken an zu stocken, er fühlt Schwierigkeiten, von dem Vorhergehenden zu dem Nachfolgenden überzugehen, man wundert sich. Das Wort Wunder, das wundern und verwundern zugrunde liegt, bedeutet ursprünglich alles, was neu, unerwartet und unbegreiflich ist. In der Kindheit des Menschen muß es daher viele Wunder für ihn geben, weil ihm vieles neu und unbegreiflich ist. Das Bewundern bezeichnet die Gemütsbewegung, die durch die Betrachtung des Großen und Erhabenen gewirkt wird. Von der auferstehenden Rahel singt Klopstock: „Und sie bewundert den Tiefsinn der immer ändernden Schöpfung, | unergründlich in Großem und unergründlich in Kleinem.“ Mess. IX, 377. Wundern und verwundern können wir uns aber auch über etwas Schlechtes und Unvollkommenes, wenn es nur neu und unerwartet ist und wir seine Möglichkeit nicht einsehen. Äußerst scharfsinnig sagt Klopstock: „Ihr habt Moses Mendelssohn durch eure Bewunderung, die nicht rein von Verwunderung war, erniedrigt.“ Staunen (ahd. und mhd. ist es nicht nachgewiesen, dagegen ist in der Schweiz stunen aus alter Zeit her noch heute gebräuchlich in der Bedeutung: mit offenem Munde und großen Augen anstarren, und aus der Schweizersprache ist es durch Haller in die neuhochd. Schriftsprache übergegangen. Grimm vermutet in staunen eine Weiterbildung von stauen, mhd. und ahd. stouwen, d. i. Einhalt tun; mit frz. étonner und lat. attonare ist es nicht verwandt) und Erstaunen ist ein höherer Grad der Verwunderung, den das Neue und Unerwartete hervorbringt. Das erstere geht auf den innern Zustand der Seele, sofern sie bei dem Staunen in einer überwältigenden Menge von unentwickelten Gedanken verloren ist. Eine natürliche Folge von dieser innern Beschäftigung aller Seelenkräfte ist, daß der Staunende ganz in sich gekehrt, unbeweglich und gegen alle äußeren Eindrücke unempfindlich zu sein scheint. Erstaunen hebt nur den Beginn, den Anfang des Staunens hervor. Beide Wörter, erstaunen sowie staunen, können auch von einem Gegenstande erregt werden, der in einem höheren Grade unangenehm und unvollkommen, wenn er nur groß, neu und unerwartet ist. Man kann über ein Bubenstück, über die Verheerungen einer Feuersbrunst oder Überschwemmung usw. erstaunen. „Ich will der furchtbaren Duldungen Ausgang | sehen, will ganz die er-staunungsvolle Begebenheit wissen!“ Klopst., Mess. IX, 452. Erstaunen berührt sich auf der einen Seite mit verwundern vermittels des Neuen und auf der andern mit bewundern vermittels des Großen, durch das es erregt wird, und so ist das Erstaunen bald ein höherer Grad der Bewunderung, bald ein höherer Grad der Verwunderung. „Wilhelm sah aufwärts, und hatten ihn die Kinder in Verwunderung gesetzt, so erfüllte ihn das, was ihm jetzt zu Augen kam, mit Erstaunen.“ Goethe, Wanderj. I, 1. „Sie sitzen schon, mit hohen Augenbraunen, | gelassen da und möchten gern erstaunen.“ Goethe, Faust, Vorspiel. „Wird vieles vor den Augen abgesponnen, | so daß die Menge staunend gaffen kann, | da habt ihr in der Breite gleich gewonnen.“ Ebenda.