Zum Hauptinhalt springen

416. Ehrerbietung¹⁾. Ehrfurcht²⁾.

1) Reverence, homage.
2) Awe, veneration.
1) Déférence (respect, hommage).
2) Venération (respect).
1) Riverenza (rispetto).
2) Profondo rispetto (venerazione).

Ehrfurcht begreift seiner Zusammensetzung nach zugleich das Gefühl der Furcht (Scheu). Man hegt sie vor solchen Wesen, die entweder durch ihre Macht oder durch ungewöhnliche und schwer zu erreichende Vollkommenheit des Geistes und Charakters über die meisten Menschen erhaben sind. Zu der großen Achtung, die wir vor ihnen fühlen, mischt sich ein Zusatz von Scheu, die aus der Bewunderung so großer Vollkommenheit und aus dem Gefühl unsrer eignen Unvollkommenheit entsteht. Ehrfurcht bezeichnet den höchsten Grad der Achtung, den wir vor jemand empfinden. Namentlich Gott und göttlichen Dingen gegenüber empfinden wir Ehrfurcht, ferner großen Dichtern, Künstlern, Staatsmännern, Königen, Feldherren, heiligen Stätten, denkwürdigen Plätzen u. dgl. gegenüber. Ehrfurcht ist etwas Innerliches, eine Empfindung, Ehrerbietung aber bezeichnet nur die äußeren Handlungen, durch welche wir unsre Achtung gegen jemand ausdrücken. Höhergestellten ist man immer Ehrerbietung schuldig, ebenso allen verdienstvollen, tugendhaften und edlen Menschen, selbt wenn sie dem Stande nach uns gleich oder sogar geringer sind als wir. Denn wenn sie wegen ihres innern Wertes Achtung und Ehre verdienen, so gebühren ihnen auch die äußeren Zeichen derselben. „Seine (Klopstocks) keusche, abgemessene, immer Erfurcht gebietende Persönlichkeit lockte zu keiner Annäherung.“ Goethe, Tag- und Jahreshefte 1794. „Aufmerksamkeit verdient ein alter Freund; Ehrfurcht gebührt dem Boten deines Kaisers.“ Schiller, Picc. I, 4.