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64. Ahnen¹⁾. Vorfahren²⁾. Voreltern³⁾.
Altvordern⁴⁾.

1) Progenitors.
2) Predeeessors.
3) Ancestors.
4) Forefathers, grandsires.
1) Aïeux.
2) Prédécesseurs (devanciers).
3) Ancêtres.
4) Pères.
1) Avi.
2) Antenati (predecessori).
3) Progenitori.
4) Maggiori.

Vorfahren (der Gegens. Nachfahren war früher ganz gebräuchlich, noch bei Goethe, jetzt veraltet) bezeichnet ganz allgemein die, welche vor uns dieselbe Bahn gegangen (oder wie der alte Ausdruck war: gefahren) sind; man hat z. B. Vorfahren in Geistesbestrebungen, im Amte, in dem Besitze eines Grundstückes usw. Freilich hat hier Vorgänger (Gegens. Nachfolger) das alte poetisch schöne Vorfahr vielfach, namentlich in der Umgangssprache, verdrängt; doch ist in guter Sprache Vorfahren in den genannten Beziehungen bei unsern besten Schriftstellern im Gebrauche. Oft bezeichnet Vorfahren ganz allgemein die, welche vor uns gelebt haben (Vorgänger im Leben), ohne irgend eine weitere Beziehung anzudeuten. Ahnen, Voreltern und Altvordern sind die, von denen ein Mensch abstammt (Gegens. Nachkommen). Ahnen ist eine altertümliche und gewähltere Bezeichnung für Voreltern (urspr. war Ahn [Ahnherr] so viel wie Großvater, Ahne [Ahnfrau] so viel wie Großmutter); hauptsächlich adlige, überhaupt in Stammbäumen aufgezeichnete Voreltern werden so genannt. „Die Ritter nennen ihre Voreltern Ahnen, ich will sie auch meine Ahnen heißen.“ Stilling. Neben Ahn und Ahne ist auch Urahn (d. i. Urgroßvater) und Urahne (d. i. Urgroßmutter) in gewählter Sprache üblich. „Urahne, Großmutter, Mutter und Kind, in dumpfer Stube beisammen sind“ (G. Schwab, Das Gewitter). Ahnherr und Ahnfrau, auch Ahnherrin, hebt die Würde eines einzelnen Vorfahren bestimmt hervor. Altvordern (ahd. alt-fordoron Plur., d. i. eigentlich die Altfrüheren, aus ahd. fordoro, der frühere; alt war in dieser Zusammensetzung früher sehr gebräuchlich, z. B. ahd. alt-mâg, Vorfahr, alt-vater, Großvater, alt-hêrro, Ahnherr) ist eine volkstümliche Bezeichnung für Voreltern, die namentlich gebraucht wird, wenn von alter Einfachheit und Biederkeit die Rede ist. „Was an uns Original ist, wird am besten erhalten und belebt, wenn wir unsere Altvordern nicht aus den Augen verlieren“ (Goethe, Spr. i. Pr. 509). — Häufig wird auch das Wort Vater, namentlich der Plural Väter, zur Bezeichnung der Voreltern gebraucht. Das Wort hat dann meist denselben Sinn wie Ahnen, nur daß es nicht speziell von adligen Vorfahren, sondern von allen gebraucht wird. In Luthers Bibelübersetzung ist das Wort sehr häufig: „Laßt fahren die Götter, denen eure Väter gedient haben“ (Josua 24, 14). „Der Herr, unser Gott, hat uns und unsere Väter aus Ägyptenland geführt“ (Josua 24, 17). So spricht man auch von einem Stammvater, d. i. der, von dem ein ganzes Geschlecht abstammt. Jakob ist der Stammvater der Israeliten. Der Gott Mars galt als Stammvater der Römer. Die biblischen Stammväter der Urzeit (namentlich: Abraham, Isaak, Jakob) werden auch Erzväter genannt. (Die Vorsilbe erz-, aus lat. archi, gr. archi-)1, bezeichnet das Ursprünglichste, Erste, Vorzüglichste seiner Art, also hier: die ursprünglichsten, ersten, ältesten Väter, ebenso: Erzengel, aus archangelus, Erzbischof, aus archiepiscopus, Erzpriester, Erzschelm usw.) Als Fremdwort für Erzvater, das übrigens auch in außerbiblischem Gebrauch vorkommt, ist das Wort Patriarch in Gebrauch; Erzvater ist ursprünglich nichts anderes als die Übersetzung von patriarcha. Mit dem Adjektivum patriarchalisch bezeichnet man die Zustände, wie sie bei den Erzvätern üblich waren, namentlich auch das alte, schöne Verhältnis zwischen Herr und Dienerschaft. Der Stammvater wird in poetischer Sprache auch Urvater genannt, z. B. Der Urvater alles Gesteins, der alte Granit (Goethe).


  1. von griech. archein, d. i. der erste sein, anfangen.