Zum Hauptinhalt springen

43. Abscheu¹⁾. Haß²⁾. Widerwille³⁾. Abneigung⁴⁾. Ekel⁵⁾.

1) Horror, disgust.
2) Hatred, detestation.
3) Repugnance.
4) Antipathy aversion.
5) Disgust (Überdruß), surfeit.
1) Dégoût.
2) Haine.
3) Répugnance.
4) Aversion (antipathie).
5) Dégoût.
1) Ribrezzo (orrore).
2) Odio (rancore).
3) Ripugnanza.
4) Avversione (antipatia).
5) Nausea, tedio, ripugnanza.

Abneigung (eig. Neigung von etwas hinweg, Gegensatz: Zuneigung) ist der allgemeinste und mildeste Ausdruck; Widerwille (Gegensatz: Vorliebe) ist ein stärkerer Grad der Abneigung. Während die Abneigung mehr Sache des Gemüts und des Zufalls ist, ist der Widerwille mehr Sache des Willens und der Absicht. „Überall fand ich eine Art von Abneigung gegen meine Bemühungen, die sich, je gelehrter und kenntnisreicher die Männer waren, immer mehr als unfreundlicher Widerwille zu äußern pflegte“ (Goethe, Gesch. der Farbenlehre, Konfession des Verf.). Der höchste Grad der Abneigung ist Abscheu (Gegens. Wohlgefallen); man gebraucht dieses Wort dann, wenn die Abneigung gegen eine Sache so groß ist, daß man ihren Anblick nicht ertragen kann (davor zurückscheut), z. B. Abscheu vor Spinnen, Raupen, Katzen usw. Widerwille entwickelt sich namentlich da, wo man gezwungen wird, die Abneigung gegen irgend ein Tun zu überwinden, wo also die Abneigung durch Zwang verstärkt wird, z. B. das Kind erfüllt ein Gebot, nimmt eine Arznei mit Widerwillen (Gegens. bereitwillig). Abscheu aber ist eine so starke, meist mit Verachtung gepaarte Abneigung, daß sie auch durch Zwang nicht überwunden werden kann; ich habe einen Abscheu vor dem Lügen, d. h. niemand würde mich zu einer Lüge bringen können, auch nicht mit Gewalt. Während Abneigung und Abscheu etwas Passives anzeigen, der Widerwille bald passiv bald aktiv auftritt, ist der Haß (Gegens. Liebe) ein „aktives Mißvergnügen“ (Goethe, Spr. in Pr. 168). Der Haß (urspr. feindliche Verfolgung, verwandt mit Hatz, hetzen, Hast) richtet sich aber nur gegen Personen und deren Handeln, z. B. Haß gegen Tyrannen, Lügner, gegen die Heuchelei, Schmeichelei usw. „Magnetes Geheimnis erkläre mir das! | kein größer Geheimnis als Lieb und Haß“ (Goethe, Gott, Gemüt und Welt). Ekel, ein erst im Neuhochdeutschen des fünfzehnten Jahrhunderts auftretendes Wort, das von Luther mit Vorliebe verwendet wurde und daher große Verbreitung fand, bezeichnet eigentlich den Reiz zum Erbrechen, dann den mit Brechreiz verbundenen Widerwillen gegen eine Speise oder ein Getränk. Weiterhin bezeichnet es dann überhaupt auch einen überaus starken seelischen Widerwillen, der mit diesem körperlichen Gefühle verwandt erscheint. Das Wort Ekel ist daher die derbste Bezeichnung für einen unüberwindlichen Widerwillen gegen eine Person oder Sache. „Jener Ekel vor dem Leben“ sagt Goethe im 13. Buche von Dichtung und Wahrheit. „Ich will ja auch kein Erbarmen dort finden (beim Herzog), Gott bewahre mich! nur Ekel — Ekel nur an meinem Geschrei“ (Schiller, Kab. und Liebe III,6). Doch kann Ekel auch lediglich den Überdruß an einer Sache bezeichnen, was die übrigen Ausdücke nicht können.