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23. Abgeschmackt¹⁾. Schal²⁾. Fade³⁾.

1) Insipid.
Fade.
Scipito.
2) Stale, flat.
Insipide (sans saveur).
Insipido.
3) Tasteless, insipid.
Fade.
Sdolzinato, insipide, insulso.

Abgeschmackt (ursprünglich Adjektivum: abgeschmackt das t trat erst im 17. Jahrhundert an, und das Wort wurde nun wie ein Partizip zu einem Verbum abschmecken, d. i. den Geschmack verlieren, betrachtet) ist alles, was seinen natürlichen angenehmen Geschmack verloren hat, schal sagt dasselbe nur von Getränken aus, namentlich von Bier und Wein, die durch langes Stehen den Geist verloren haben. Im älteren Neuhochdeutsch des 16. und 17. Jahrhunderts kommt auch das Wort geschmack noch in der Bedeutung wohlschmeckend vor. In eigentlicher Bedeutung wird abgeschmackt gegenwärtig nicht mehr gebraucht, z. B. von einer abgeschmackten Suppe oder Speise kann man nicht sprechen; man setzt dafür das französische fade, das sich vollständig im Deutschen eingebürgert hat.

In übertragenem Sinne bedeutet abgeschmackt das, was ohne Geschmack, ja oft wider den Geschmack ist und das feinere Gefühl verletzt, z. B. ein abgeschmackter Kopfputz; „so schien uns jenes Buch unschmackhaft, ja abgeschmackt“ (Goethe, Dichtung u. Wahrheit). Schal bezeichnet alles, was namentlich durch Mangel an Geist, an Ursprünglichkeit und Frische reizlos ist. Ein schales Vergnügen z. B. ist ein solches, das seiner Geistlosigkeit wegen gebildete Menschen unbefriedigt läßt. Ein Musikstück ist schal, weil es verbrauchte Gedanken enthält, es ist abgeschmackt, weil es in der Führung der Melodie und Harmonie gegen den feinen Geschmack verstößt. Fade (aus dem französichen fade, das aus lat. fatuus, d. i. unschmackhaft, albern, übernommen ist, nicht, wie Sachs-Vilatte annimmt, aus lat. vapidus, vgl. jedoch hierzu Meyer-Lübke in Gröbers Zeitschrift 19, 278) bezeichnet eigentlich das, was nicht schmackhaft ist, das Unschmackhafte. Und zwar liegt das Unschmackhafte, das wir fade nennen, gewöhnlich darin, daß die Speise oder der Trank nicht hinreichend gewürzt und infolgedessen reizlos ist, z. B. eine Suppe, die nicht gesalzen oder nicht genügend gesalzen ist, schmeckt fade; ein Paprikahuhn, das zu wenig Paprika enthält, schmeckt fade. Abgeschmackt oder schal kann man in solchen Fällen nicht sagen, während man ein abgestandenes Getränk, das man in der Regel schal nennt, auch mit dem Worte fade bezeichnen kann. Doch geht schal immer auf das durch langes Stehen im Geschmack Verdorbene, während fade gewöhnlich einen Mangel in der Zubereitung voraussetzt.

Im übertragenen Sinne hebt fade das Geist- und Witzlose, das Reizlose und in stärkerem Sinne auch das Läppische und Alberne hervor; schal das Widerwärtige, das uns nicht nur wegen seiner Abgestandenheit und Inhaltsleere anekelt, sondern das uns auch lediglich aus Übersättigung zuwider sein kann. Abgeschmackt, das nur noch im übertragenen Sinne steht, bezeichnet in erster Linie immer die Geschmacksverirrung, die uns in Rede, Kleidung, Kunst usw. entgegentritt. Es enthält noch einen stärkeren Tadel als das Wort geschmacklos.