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417. Ehrgefühl¹⁾. Ehrgeiz²⁾. Ehrliebe³⁾. Ehrbegierde⁴⁾. Ehrsucht⁵⁾.

1) Sense of honour.
2) Ambition.
3) Love of honour.
4) Desire for or craving after honour.
5) Immoderate ambition.
1) Sentiment ou point d’honneur.
2) Ambition.
3) Noble ambition
4) Ambition (désir ardent d’honneur).
5) Ambition demesurée.
1) Sentimento d’onore.
2) Ambizione (vanagloria).
3) Vaghezza d’onore.
4) Desiderio di gloria.
5) Avidità (brama ardente) d’onore.

Ehrgefühl besitzt, wer im Gefühl seines persönlichen Wertes gegen die Anerkennung desselben von Seiten seiner Mitmenschen nicht gleichgültig ist und sich über den Beifall edler Menschen freut. Die Ehrliebe ist der gemäßigte Grad des Verlangens nach Ehre; Ehrbegierde, Ehrgeiz und Ehrsucht bezeichnen ein heftiges, leidenschaftliches Verlangen dieser Art. Der Ehrliebende schätzt die Ehre als ein kostbares Gut, das er durch eine untadelhafte Aufführung unverletzt und unvermindert zu erhalten sucht. Der Ehrbegierige bestrebt sich mit einer gewissen Hast, durch immer neue Verdienste seinen Wert in den Augen der Menschen zu vergrößern. Der Ehrgeizige sucht immer mehr Zeichen der Ehre und höhere Ehrenstufen mit Ausschließung anderer zu erhalten. So wie der Geldgeiz unersättlich ist in der Anhäufung von Schätzen, die bloße Zeichen von dem Werte der Dinge sind, deren Genuß er sich selbst versagt: so jagt der Ehrgeiz nach Anerkennung und oft bloß nach äußern Ehrenzeichen. Ehrsucht zeigt ein Verlangen nach Ehre an, welches, wie das Gelüste eines Kranken, nicht allein im höchsten Grade quälend, sondern auch so heftig ist, daß es die ganze Seele füllt, alle anderen Neigungen und Bestrebungen der Seele erstickt und selbst durch das Erringen hoher Ehren nicht gesättigt wird. Der Ehrliebende hält sich in den Schranken der Rechtschaffenheit, der Sittsamkeit und des Anstandes, um nicht die Achtung der Menschen zu verlieren; die Ehrbegierde spornt den Menschen zu rastloser Anstrengung seiner Kräfte an, um sich durch immer neue Verdienste hervorzutun; der Ehrgeiz drängt sich vor andern hervor, um sich in die höchsten Stellen zu schwingen und sich aller möglichen Ehrenzeichen zu bemächtigen; die Ehrsucht treibt zu den äußersten Aufopferungen, zu den gefahrvollsten Unternehmungen, ja zu den größten Verbrechen, wenn sie auf andere Weise ihren Zweck nicht erreichen kann. Stosch (Syn. I, 398) nennt Aristides ehrliebend, Cimon ehrbegierig, Perikles ehrgeizig, Alexander den Großen ehrsüchtig. Ehrgefühl und Ehrliebe wird stets nur lobend, Ehrsucht immer tadelnd, Ehrbegierde und Ehrgeiz unbestimmt, d. h. bald lobend, bald tadelnd gebraucht, „Alle diese Vorzüge (des Herzogs Franz von Lothringen) aber waren nur Werkzeuge einer unersättlichen, stürmischen Ehrbegierde, die, von keinem Hindernis geschreckt, von keiner Betrachtung aufgehalten, ihrem hochgesteckten Ziel furchtlos entgegenging und gleichgültig gegen das Schicksal von tausenden, von der allgemeinen Verwirrung nur begünstigt, durch alle Krümmung der Kabale und mit allen Schrecknissen der Gewalt ihre verwegenen Entwürfe verfolgte. Dieselbe Ehrsucht, von nicht geringern Gaben unterstützt, beherrschte den Kardinal von Lothringen, Bruder des Herzogs.“ Schiller, Geschichte der franz. Unruhen usw. „Herr Ehrgeiz und Frau Eitelkeit, fürwahr, ein, glaub ich, gut zusammenpassend Paar.“ Detlev von Liliencron, Des Großen Kurfürsten Reitermarsch (Bunte Beute, 4. Aufl. S. 205).