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472. Entspringen¹⁾. Entstehen²⁾. Entsprießen³⁾.

1) To spring from.
2) Arise, originate in.
3) Sprout forth, fig. descend.
1) Provenir (descendre).
2) Naître (prendre naissance, résulter)
3) Pousser (descendre).
1) Aver l’origine (derivare).
2) Nascere (provenire, procedere, risultare).
3) Germogliare (trar origine, discendere).

Entspringen weist notwendig auf einen Punkt zurück, von dem etwas ausgegangen, was bei entstehen nicht der Fall ist. „Und wie vielmehr entstand, die Schöpfung zu erfüllen, | der Schöpfung Kern, der Mensch, auch um des Menschen willen.“ Hagedorn. Entstehen drückt also den Begriff, der beiden gemein ist: werden, anfangen zu sein, am allgemeinsten aus, mit dem Unterschiede, daß dies Werden bei entspringen ein plötzliches, unmittelbares ist, bei entstehen aber auch ein allmähliches und unmittelbares sein kann. Man sagt: Es hat nicht entdeckt werden können, wie das Feuer entstanden ist. Hingegen sagt man von einem Flusse, z. B. dem Rhein, er entspringe auf den schweizerischen Gebirgen. Da ist nämlich die Quelle, aus der das Wasser hervorrieselt, welches als Rhein weiter fließt. Die französische Republik ist mitten unter bürgerlichen Unruhen entstanden; diese Unruhen entsprangen aus der Wut der Parteien, in die sich die Ehrgeizigen geteilt hatten. Man sagt, daß die Welt entstanden, nicht daß sie entsprungen sei; denn sie hat sich allmählich entwickelt, und ein Punkt, aus dem sie hervorgegangen sei, läßt sich nicht angeben. Entsprießen bezeichnet zunächst das Entstehen der Pflanzen. Dieses ist aber langsam und geschieht allmählich; dadurch unterscheidet sich entsprießen von entspringen, auch im uneigentlichen Gebrauche, wo entsprießen gleichfalls ein allmähliches Hervorwachsen anzeigt, entspringen ein plötzliches, unvermitteltes Hervortreten. „Das Böse so entsprießet, wie frisches Gras beginnt.“ Opitz (Ps. 92,8). Wenn beide Wörter von der Geburt gebraucht werden, so deutet entsprießen auf ein Entstehen aus dem entferntesten Stamme durch mehrere Zwischenglieder, wie in der Redensart: aus königlichem Geblüte entsprossen; entspringen hingegen würde ein unmittelbares und plötzliches Entstehen bezeichnen. „Es schmerzte dem Zeus das Haupt drei Monde lang, bevor Tritonia aus seiner Stirn entsprang.“ Rost. „Verworfenes Wesen! | kannst du ihn lesen? | den Nieentsproßnen, | Unausgesprochenen, | durch alle Himmel Gegoßnen, | freventlich Durchstochnen?“ Goethe, Faust I. Studierzimmer. — Oft sind jedoch entsprießen und entspringen (im uneigentlichen Gebrauche) von entstehen gar nicht verschieden und stehen nur als gewähltere Ausdrücke für dieses Wort.