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476. Entzünden¹⁾. Anzünden²⁾.

1) To catch fire, ignite, fig. inflame. Embraser.
Infiammare (infocarsi).
2) Set on fire, light. Allumer.
Accendere (metter fuoco).

Anzünden deutet eine äußere Ursache des Brennens an, das Entzünden hingegen kann auch eine innere Ursache haben. Die sich erzeugende Wärme entzündet das naß aufbewahrte Stroh, der Feind zündet aber durch Pechkränze das Stroh in den Magazinen an, die er zerstören will. „Zündet das Feuer an! | Feuer ist oben an. | Höchstes, er hat’s getan, | der es geraubt. | Wer es entzündete, | sich es verbündete, | schmiedete, rundete | Kronen dem Haupt.“ Goethe, Pandora I. Eben deshalb wird auch entzünden reflexiv gebraucht, und man sagt: das nasse Stroh entzündet sich, aber nicht: es zündet sich an. Ein römischer Dichter sagt von einem Feuer, das sich durch magische Kraft von selbst und ohne äußere Ursache entzündet hatte: Unangezündet lodert auf den Altären die Flamme. Uneigentlich wird entzünden von einer Wunde, einer verletzten Stelle des Körpers u. ähnl. gesagt, sobald diese Körperstelle brennende Hitze zeigt. So spricht man von Augen-, Halsentzündungen usw. Auch von Leidenschaften, die rasch und heftig im Menschen emporflammen, gebraucht man entzünden oder entzündet werden, z. B. von Liebe, Haß, Groll und ähnl. entzündet. Anzünden beschränkt sich dagegen nur auf den eigentlichen, sinnlichen Gebrauch, wenigstens in der Gegenwart; im vorigen Jahrhundert freilich war es ganz üblich zu sagen: Liebe, Haß, Feindschaft anzünden, ein Gebrauch, der sich jetzt höchstens nur noch in dichterischer Sprache findet. — So ist anzünden sinnlicher, äußerlicher, entzünden innerlicher, abstrakter. Wenn man anzünden gebraucht, denkt man an den ins Auge fallenden Glanz des Feuers ("Die Berggipfel stehn von der Abendsonne wie angezündet,“ Grimm), bei entzünden denkt man mehr an die äußere oder innere Hitze, die sich entwickelt. — Zuweilen wird in gewählter Sprache entzünden da gebraucht, wo eigentlich anzünden stehen müßte, z. B. Der Blitz hat die Eiche entzündet u. ähnl.