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488. Ergötzen¹⁾. Freude²⁾. Entzücken³⁾. Vergnügen⁴⁾. Lust⁵⁾. Wollust⁶⁾. Wonne⁷⁾.

1) Delight.
2) Joy.
3) Rapture.
4) & 5) Pleasure.
6) Intense delight voluptuousness.
7) Pleasure, bliss.
1) Récréation (divertissement).
2) Joie (allégresse).
3) Extase (transport).
4) Plaisir (amusement).
5) Agrément (plaisir).
6) Volupté (délices).
7) Ravissement (charme).
1) Diletto (Ricreazione).
2) Gioja (allegrezza, allegria, giubilo, giocondità).
3) Estasi (rapimento, incanto).
4) Piacere (sollazzo).
5) Gusto (divertimento).
6) Voluttà (piacere).
7) Sommo diletto (sommo piacere).

Was uns angenehm ist, was uns gefällt, es mag zu einer Art von Dingen gehören, zu welcher es will, es mag auf die Sinne, die Einbildungskraft, den Verstand oder das Herz wirken, es mag uns in einem hohen oder geringen Grade gefallen, versetzt uns in den Zustand, den wir Vergnügen (das Verb. vergnügen heißt eig. gänzlich genug tun, befriedigen) nennen. „Es ist mein einziges Vergnügen, | wenn ich, entfernt von jedermann, | am Bache bei den Büschen liegen, | an meine Lieben denken kann.“ Goethe, 3. Brief an Riese. Ein höherer Grad des Vergnügens, sofern er zugleich ohne alle unangenehmen Empfindungen und von ununterbrochener Dauer ist und keine Kraft der Seele gleichgültig läßt, ist die Wonne (mhd. wunne, wünne, ahd. wunna, wunnî, Lust, Freude, Verbalsubstantiv zu got. wunan, sich freuen; verwandt mit wohnen; nicht zu verwechseln mit ahd. wunna, entstanden aus winne, d. i. Wiesenland, Weide, von got. winja, Weide, Futter; von diesem letztern Worte hieß der Mai wunnemânôt, Wonnemond, d. h. der Monat, in welchem das Wiesenland bestellt wird, der Wiesen- oder Weidemonat). „So sang ich ihn, den Gott, der Leben in alles haucht, und jedes Leben in Wonne taucht.“ Tiedge. Wonne kann auch aus dem Genuß physischer Güter, aus dem bloßen frohen Lebensgenuß entstehen; allein dieser ist bei sittlichen Wesen immer größer und inniger, weil er nie ganz ohne Gefühl der sittlichen Vollkommenheit ist, sollte es auch nur das Gefühl der Unschuld sein. Und das ist ohne Zweifel der Grund, weshalb wir den Tieren keine Wonne beilegen, ob wir gleich die muntern Bewegungen derselben als Zeichen der Freude (von froh) ansehen. Es macht ferner der menschlichen Natur Ehre, daß wir die Freude eines Bösewichts über ein gelungenes Bubenstück nicht Wonne nennen, weil wir urteilen, daß dies keine reine und dauernde Freude sein könne, und nur diese ist es, der wir den Namen Wonne geben. „Du gabst zu dieser Wonne, | die mich den Göttern nah und näher bringt, | mir den Gefährten, den ich schon nicht mehr | entbehren kann.“ Goethe, Faust I. Wald und Höhle. Entzücken (aus mhd. zücken, Verstärkungswort zu ziehen, heißt: mit Gewalt und Eile ziehen; entzückt sein daher soviel wie: sich selbst mit Gewalt entführt, ganz außer sich sein) drückt ein noch stärkeres Vergnügen aus, ein solches nämlich, das alle äußern Empfindungen verdunkelt. Wenn Paulus sagt: Ich ward entzückt bis in den dritten Himmel, ich wußte nicht, ob ich in oder außer dem Leibe war, und hörte unaussprechliche Worte, so ist das der höchste Grad der Entzückung, welcher eine wirkliche Unempfindlichkeit und Unbeweglichkeit hervorruft. In einem geringern Grade derselben sind wir uns unserer Empfindungen und Bewegungen nur nicht bewußt. Das ist der Fall in dem Gemütszustande, den man die dichterische Begeisterung nennt; denn in diesem sind gewisse angenehme Bilder der Phantasie herrschend, welche alle Empfindungen in ihre Lichtmassen verschlingen und den Körper in dem Schwunge, den sie der Seele mitteilen, unbewußt mit sich fortreißen. „Die Sterne, die begehrt man nicht, | man freut sich ihrer Pracht, | und mit Entzücken blickt man auf | in jeder heitern Nacht.“ Goethe, Trost in Tränen. Entzückung ist ein Lieblingswort Klopstocks. Lust ist die Wirkung des Wohlgefallens, Wollust eines besonders starken Wohlgefallens. Oft heißt Wollust soviel wie sinnliche Lust und bedeutet in bösem Sinne einen lasterhaften Mißbrauch der sinnlichen Lust, namentlich die fleischlichen Lüste. Freude und Ergötzen (das Verbum ergötzen, richtiger: ergetzen, Bewirkungswort zu ergëzzen, vergessen, heißt: eines Dinges vergessen machen, es vergüten) unterscheidet sich von Vergnügen durch den Gegenstand und die Ursache, von Wonne und Entzücken zugleich durch den Grad, von Lust und Wollust durch die geringere Sinnlichkeit. „Legte sich ihrer Entzückungen Ungestüm, stillere Freuden kamen in ihre besänftigten Herzen.“ Klopstock. Freude ist immer ein Vergnügen über etwas Gegenwärtiges oder etwas Künftiges, das wir uns durch die Einbildungskraft vergegenwärtigen. Wir denken im Alter noch mit Vergnügen an die Freuden unserer Kindheit zurück, das ist, an die unschuldigen Spiele, die uns damals so viele Freude machten, als sie uns noch gegenwärtig waren. Wir freuen uns im voraus auf die Ankunft eines Freundes, die wir uns durch die Einbildungskraft vergegenwärtigen. Von freuen, erfreuen ist ergötzen durch die Fortdauer des Zustandes unterschieden, in dem uns eine längere Folge von angenehmen Vorstellungen Vergnügen macht, wenn diese Vorstellungen sich auf wirklich gegenwärtige oder auf solche Gegenstände beziehen, die wir uns durch die Einbildungskraft vergegenwärtigen. Dadurch, daß die Ursache des Ergötzens eine Folge von Vorstellungen derselben Art ist, verliert zugleich das Ergötzen viel an Heftigkeit. Eine Freude kann plötzlich sein und unsere Kräfte überwältigen, das Ergötzen entsteht nicht plötzlich, aber es ist von Dauer und stärkt und belebt die Kräfte. In einem Alter, in dem wir keiner starken Gemütsbewegungen mehr fähig sind, können wir uns noch immer an der Betrachtung der Natur, an den unschuldigen Spielen munterer Kinder und an andern ruhigen Zeitverkürzungen ergötzen. Die Freude ist eine Gemütsbewegung, das Ergötzen ist ein ruhiger Zustand. „Eine angenehme Anordnung erfreut das Herz, nachdem sie das Auge ergötzt hat.“ Edmund Burke sagt, daß das Anschauen eines abwesenden und bis zur bloßen Furcht gemäßigten Übels das feierliche Ergötzen hervorbringe, das die Schönheit des Erhabenen ausmacht. „Und Freud' und Wonne | aus jeder Brust. | O Erd', o Sonne! | O Glück, o Lust!“ Goethe, Mailied!