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185. Aufruhr¹⁾. Auflauf²⁾. Tumult³⁾. Empörung⁴⁾. Aufstand⁵⁾.

1) Uproar, riot.
2) Gathering.
3) Tumult, mutiny.
4) Rebellion, revolt.
5) Insurrection, sedition.
1) Soulèvement (révolte).
2) Attroupement (émeute).
3) Tumulte
4) Rebellion.
5) Insurrection (sédition).
1) Sollevazione.
2) Affluenza.
3) Tumulto.
4) Ribellione.
5) Sedizione (ammutinamento).

Das bloße Zusammensein einer Menge Menschen läßt noch nicht beurteilen, ob sie einen bloßen Auflauf, oder zugleich einen Aufruhr, Aufstand machen. Der Erfolg muß erst lehren, ob diese Menge feindselige Absichten hat und Gewalttätigkeiten verübt. Verübt sie dergleichen nicht, dann bleibt es bei einem bloßen Auflaufe. Den kann daher schon etwas verursachen, was die Aufmerksamkeit auf sich zieht, ein betrunkener Mensch, eine Schlägerei u. dergl. Ist das Zusammensein einer Menge mit Geschrei und Streit verbunden, so nennen wir es einen Tumult (lat. tumultus). Sobald aber die zusammengelaufene Menge Gewalttätigkeiten gegen vorgesetzte Behörden ausübt, so wird aus dem bloßen Auflaufe ein Aufruhr. Einem Aufruhr geht gewöhnlich eine Gärung im Volke vorauf. Unter Gärung versteht man die Unzufriedenheit mit bestehenden Zuständen oder neuen Einrichtungen und Gesetzen, die, wie die Hefe oder der Sauerteig nach und nach den ganzen Teig durchdringt und zum Gehen bringt, so allmählich immer weitere Kreise ergreift und sich nach und nach immer deutlicher bemerkbar macht, aber erst der Aufruhr ist das offene Hervortreten einer solchen Gärung. Sofern diese Gärung durch bestimmte Einwirkungen auf die Volksmassen hervorgerufen wird, nennt man sie Beunruhigung oder, wenn von stärkeren Gefühlswallungen die Rede ist, Erregung des Volkes. Eine künstlich herbeigeführte und systematisch durchgeführte Erregung für oder gegen eine Sache nennt man Agitation. Ist diese Agitation mit einer Irreleitung ganzer Volkskreise verbunden, so nennt man sie Volksverhetzung oder demagogische Verhetzung. Demagogisch kommt her von Demagog (von gr. demos, Volk, und agein, führen), d. i. eigentl. Volksleiter, Volksführer, aber gewöhnlich: Volksverführer, Hetzer, Wühler. Die Empörung unterscheidet sich von dem Aufruhre dadurch, daß dieser auch schon gegen eine Unterobrigkeit stattfindet, jene aber nur gegen die höchste Obrigkeit, mit der Absicht, ihr den Gehorsam aufzusagen. Aber auch dann, wenn beide gegen die höchste Obrigkeit gerichtet sind, ist die Empörung von dem Aufruhr noch dadurch unterschieden, daß eine Empörung die Unternehmung eines einzelnen oder weniger Menschen sein kann und meistens einen überdachten Plan voraussetzt, der Aufruhr (von aufrühren, d. i. alles durcheinander rühren, daß das Unterste zu oberst kommt, daß also die Ruhe und Ordnung des Ganzen gestört wird) aber immer eine wilde Widersetzung einer ungeordneten Menge ist. „Empört hat sich der Herzog, zu dem Feind hat er sich schlagen wollen, die Armee hat ihn verlassen, und es ist mißlungen.“ Schiller, Wallensteins Tod III, 12. „Doch es flohn die Achaier zu den geräumigen Schiffen; es tobt unermeßlicher Aufruhr.“ Voß, Ilias XII, 470. Empörung geht auf den Widerstand gegen den Regenten, Aufruhr auf die wilden Bewegungen des empörten Haufens. „Nachdem die Empörung zum wirklichen Ausbruch gekommen war“ usw. Schiller, Abf. d. Niederl., Einl. „Da zerret an der Glocke Strängen | der Aufruhr, daß sie heulend schallt.“ Schiller, Glocke. Ein Aufstand ist eine bewaffnete Vereinigung der Bürger, mit Gewalt die Obrigkeit zur Abschaffung von Beschwerden oder Einführung von Gesetzen, die man für gut hält, zu zwingen. Allein diese Gewalt ist nicht immer von wilder Unordnung begleitet. Das. römische Volk suchte oft durch einen Aufstand von seinen Regenten etwas zu erlangen, indem es bewaffnet aus der Stadt auszog. Unter Aufstand kann jedoch auch eine bewaffnete Vereinigung gegen einen auswärtigen Feind verstanden werden. So trat im zweiten schlesischen Kriege ein Teil des ungarischen Volkes zusammen und fiel in Schlesien ein, um ihrer Regentin gegen einen auswärtigen Feind beizustehen. „Das Volk steht auf, der Sturm bricht los.“ Th. Körner. In Aufstand liegt mehr Ruhe und Würde, als in den übrigen Ausdrücken. Ein Aufruhr und eine Empörung wäre also allemal gegen die Landesobrigkeit gerichtet, ein Aufstand könnte auch gegen einen fremden Feind gerichtet sein. Man spricht auch von Auflehnung, Erhebung, Unruhe, Staatsumwälzung, Erneute, Meuterei, Rebellion, Revolution, Revolte, Putsch, Insurrektion. Auflehnung (von: sich gegen jemand auflehnen) kann sowohl von einem einzelnen als auch von einer Gesamtheit geschehen. Man gebraucht das Wort überhaupt dann, wenn jemand dem Wollen eines Höhergestellten oder Vorgesetzten Widerstand entgegensetzt. So kann sich ein Knabe gegen den Vater, ein Schüler gegen den Lehrer, aber auch ein ganzes Volk gegen ein Gesetz, eine Steuer usw. auflehnen. Erhebung gebraucht man nur im edelsten Sinne, um den Aufstand eines Volkes gegen eine Fremdherrschaft oder einen Unterdrücker zu bezeichnen. So spricht man von der Erhebung des deutschen Volkes in den Befreiungskriegen (1806—1813). Unruhen nennt man die einzelnen Ausbrüche der Unzufriedenheit, die sich in gewissen Kreisen oder ganzen Schichten des Volkes festgesetzt hat. So können Unruhen in einer Fabrik ausbrechen, wenn die unzufriedenen Arbeiter den Fabrikherrn mit Gewalt zur Erhöhung ihres Lohnes drängen wollen, oder Unruhen in einer Stadt, in einem Lande usw. Gewöhnlich gehen solche Unruhen einem Aufstande vorauf. Das Wort Staatsumwälzung hebt den Zweck und das Ziel, dem ein Aufruhr oder Aufstand zustrebt, hervor: nämlich die gründliche Umgestaltung des Staatswesens nicht auf dem langsamen Wege einer gesunden Reform, sondern plötzlich, auf gewaltsame und ungesetzmäßige Weise. Revolution und Rebellion sind die fremden Bezeichnungen für solche Umwälzungen. Revolution hebt die gewaltsame Umgestaltung des Staatswesens, Rebellion die Auflehnung gegen die Regierung hervor. Revolution bezeichnet immer eine Bewegung, die das ganze Volk ergriffen hat und die bewußt und planmäßig dem Ziele zustrebt. Revolte dagegen ist ein Aufstand von geringerem Umfange, der sich auch gegen eine einzelne Maßregel richten kann und nicht eine Umgestaltung des ganzen Staatswesens zum Ziele zu haben braucht, häufig auch der planmäßigen Leitung entbehrt. „Das ist also eine Revolte? Nein, Sire, das ist eine Revolution.“ Scherr, Blücher. Insurrektion ist das Fremdwort für Aufstand (vom lat. insurgere, von surgere, aufstehen). So nannte man namentlich die Polenaufstände Insurrektionen und die, welche daran teilnahmen, Insurgenten. Dieses Fremdwort ist jedoch ganz wohl entbehrlich. Unter einer Emeute (frz. émeute, aus lat. emovita, von emovere, herausbewegen) oder Meuterei versteht man eine Auflehnung einer zusammengerotteten Schar gegen ihren Befehlshaber, z. B. eines Heeres gegen den Feldherrn, eines Regiments gegen den Führer, namentlich auch der Schiffsmannschaft gegen den Kapitän u. ähnl. Ein Putsch ist ein Aufstand von geringerer Ausdehnung, gewöhnlich bezeichnet das Wort in verächtlicher Weise einen schlecht organisierten und mißlungenen Aufstand.