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145. Argwohn¹⁾. Verdacht²⁾. Mißtrauen³⁾.

1) & 2) Suspicion.
3) Mistrust.
1) Soupçon (ombrage).
2) Soupçon.
3) Méfiance (manque de confiance).
1) Leggero sospetto.
2) Sospetto.
3) Diffidenza.

Das Urteil, daß jemand etwas getan habe, was er nicht sollte, ist Verdacht (von verdenken = übel von jemand denken, einem etwas übel auslegen), wenn die unzureichenden Gründe, auf denen es beruht, in dem Gegenstande selbst liegen. So sagt man: Der Umstand, daß sich jemand zu der Zeit, da ein gewisses Verbrechen ruchbar ward, auf die Flucht begab, erregte den Verdacht gegen ihn, daß er es vielleicht begangen habe. „Ein so niedriger | Verdacht war über Assads Lippen nicht gekommen“ (d. h. ein den andern so niedrig hinstellender. Lessing, Nath. V,8). Argwohn (d. i. arger Wahn) ist ein Urteil der erwähnten Art, eine Art und Weise, eine Person, Handlung usw. anzusehen, die oft Gründe nur in der Gemütsart und Stimmung des Urteilenden hat. Oct. „Sei offen, Max! Du hattest keinen Argwohn.“ — Max. „Worüber Argwohn? Nicht den mindesten.“ (Schiller, Picc. V, 1.) Verdächtig ist derjenige, der dem Urteilenden Gründe zu einem nachteiligen Urteile über sich gibt; argwöhnisch der Urteilende, der diese Gründe bloß in sich selbst hat. Ein Argwöhnischer sucht in jeder Handlung eine versteckte Bosheit, ein mißmutiger, hypochondrischer Mann ist gewöhnlich argwöhnisch; das Alter macht argwöhnisch. Argwohn und Verdacht ist von dem Mißtrauen (eig. schlechtes Zutrauen zu einer Person oder Sache; Gegens. Vertrauen) so verschieden, daß Argwohn und Verdacht auf die vergangenen und gegenwärtigen Handlungen, Mißtrauen auf die zukünftigen sich bezieht, doch so, daß es sich auf das Urteil von den bisher bekannt gewordenen Eigenschaften eines Menschen gründet. Ich habe jemand im Verdacht, ich habe den Argwohn, daß er mich betrogen habe, und ich urteile also natürlicherweise, daß er mich wohl wieder betrügen könne; ich setze also Mißtrauen in ihn. Ferner wird Argwohn nur von Gesinnungen, Mißtrauen hingegen vom Verstande, von Kenntnissen, von Fähigkeiten, Kräften gesagt. Wir setzen ein Mißtrauen in die Geschicklichkeit eines Mannes und wählen ihn daher nicht zum Lehrer unserer Kinder. Eben deswegen könnten wir auch keinen Verdacht und Argwohn, wohl aber ein Mißtrauen in uns selbst (Gegens. Selbstvertrauen) setzen.