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425. Eigenliebe¹⁾. Selbstliebe²⁾. Selbstsucht³⁾.

1) & 2) Self-love.
2) Love of one’s self.
3) Selfishness.
1) Amour-propre.
2) Amour de soi-même
(personnalisme, philautie).
3) Égoïsme.
1) Amor proprio.
2) Amor di sè stesso.
3) Egoismo.

Selbstliebe bezeichnet allgemein das angeborene Streben, für das eigene Wohlbefinden zu sorgen, gewöhnlich bezeichnet es den berechtigten Grad dieses Strebens, doch wird es zuweilen auch im tadelnden Sinne gebraucht. Nur tadelnd dagegen wird Eigenliebe verwendet d i. ein höherer Grad der Selbstliebe. Während die Selbstliebe neben dem eigenen Ich auch anderen Wesen gleiches Wohlwollen zuteil werden läßt, wendet die Eigenliebe vorwiegend dem eigenen Wohlsein, selbst mit Schädigung anderer, ihre Sorgfalt zu. Der höchste Grad der Selbstliebe ist die Selbstsucht, d. i. ein krankhaft leidenschaftliches Streben (eine Sucht) für das eigene Glück, ohne alle Rücksicht auf das Wohlsein anderer (Gegens. Selbstlosigkeit Selbstverleugnung). Die berechtigte, untadelhafte Selbstliebe schildert Herder in den Worten: „Vergiß dein Ich, dich selbst verliere nie!“ Gedicht: Selbst. Was für eine glatte verführerische Schlange ist die Erzzauberin Eigenliebe. Wieland. Auch die Worte Eigensucht und Selbstsüchtelei sind in Gebrauch. Eigensucht ist ein noch stärkerer Ausdruck als Selbstsucht und bezeichnet den höchsten Grad dieser krankhaften und leidenschaftlichen Sorge für das eigene Ich. Selbstsüchtelei drückt aus, daß sich die Selbstsucht ins kleinliche verliert, es ist eine auch bei den geringsten Anlässen zutage tretende Selbstsucht, die wegen ihrer Kleinlichkeit doppelt verächtlich ist. Als Adjektive zu den genannten Ausdrücken sind die Worte selbstsüchtig, eigensüchtig, selbstisch, auch selbstig in Gebrauch. Der üblichste Ausdruck ist selbstsüchtig, auch eigensüchtig findet sich oft; selbstisch und selbstig findet sich bei Goethe, Wieland u. a., ist aber in der Gegenwart wenig gebräuchlich. Sanders bringt aus einem Romane der Gartenlaube den Satz bei: „Du bist ein eigensüchtiger Mensch, der an niemand denkt als an sich selbst.“ „Unsere Seelen waren rein von selbstischen Absichten.“ . Wieland. „Das Vortreffliche zu kennen und zu lieben, was man nicht besitzt, noch zu besitzen hofft, ist eigentlich der größte Vorzug des gebildeten Menschen, da der rohere, selbstige im Besitz oft nur ein Surrogat der Einsicht und Liebe, die ihm abgehen, zu erwerben sucht.“ Goethe. — Als Fremdwort für Selbstsucht ist Egoismus in Gebrauch (von frz. égoïsme, eigentl. die Ichsucht), das gewöhnlich im tadelnden Sinne, doch nicht immer, steht. Das davon gebildete Adjektiv ist egoistisch. Im allgemeinen gehören Egoismus und egoistisch zu den entbehrlichen Fremdwörtern, da sie durch Selbstsinn, Selbstliebe, Selbstheil, Selbstsucht, sowie durch selbstisch, selbstsüchtig hinreichend ersetzt werden. Auch Egoist wird von Wieland, Goethe u. a. durch Selbstler oder Selbstling verdeutscht.