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410. Echt¹⁾. Wahr²⁾. Recht³⁾.

1) Genuine.
2) True.
3) Right.
1) Véritable (pur).
2) Vrai.
3) Juste.
1) Genuino (schieito).
2) Vero (sincero).
3) Diritto (retto).

Echt (ein niederdeutsches Wort, zu ahd. êwa, Ehe, Gesetz, gehörig; das niederdeutsche echt vertritt das mhd. ahd. êhaft, gesetzlich) ist das, was den Wert und die Vollkommenheiten hat, die ein für allemal mit der Gattung, zu der es gehört, verbunden sind. Wahr ist das, was mit dem, was es sein soll, übereinstimmt, was auch wirklich das ist, was es scheint. Das Wahre ist dem Scheine und dem Falschen (der Lüge, dem Irrtum), das Echte dem Unechten und Schlechteren entgegengesetzt. Wahres Gold ist dasjenige, das alle Eigenschaften hat, durch welche sich dieses Metall von andern Metallen unterscheidet. Was nichts als die Farbe, den Glanz, den Namen des Goldes hat, ist falsches Gold; denn es scheint nur Gold zu sein. Das wahrt Gold nennen wir echtes, sofern ihm seine Eigenschaften einen Wert geben, der es zu dem edelsten und kostbarsten unter den Metallen macht. Diese Vorstellung des Vollkommeneren, Schöneren, Kostbareren, die zu dem Begriff des Wahren hinzukommt, ist es, wodurch sich echt von wahr unterscheidet. So sind die natürlichen Perlen echte, denn ihre Schönheit kann die Kunst nicht erreichen; echte Farben sind schöner und dauerhafter als unechte. „Was glänzt, ist für den Augenblick geboren; | das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.“ Goethe, Faust, Vorspiel. „Die Menschen verdrießt’s, daß das Wahre so einfach ist, sie sollten bedenken, daß sie noch Mühe genug haben, es praktisch zu ihrem Nutzen anzuwenden.“ Goethe, Spr. i. Pr. 966. „Echtes Gold wird klar im Feuer.“ Sprichw. „Und echten Samt, zu aller Neid, das allerfeinste Spitzenkleid, und alles Gold und alles Geld, und alle Schätze dieser Welt, ich leg’ es dir zu Füßen, das Leben dir zu süßen.“ Detlev von Liliencron, Trotzköpfe (Nebel u. Sonne, Sämtliche Werke, 9 Bd. S. 82). Recht ist das, was die gehörige Richtung hat, was seinem Zwecke entspricht und seiner Bestimmung gemäß ist (Gegens. unrecht). Der rechte Weg ist derjenige, dessen Richtung zu dem Orte führt, zu welchem man hin will. Derjenige Mensch tut recht, der so handelt, wie seine Bestimmung, seine Menschenwürde verlangt. Das rechte Wort, die rechte Zeit, der rechte Mann usw. werden deshalb so genannt, weil sie sich zur Erreichung eines bestimmten Zweckes am geeignetsten erweisen. „Wer fertig ist, dem ist nichts recht zu machen, | ein Werdender wird immer dankbar sein.“ Goethe, Faust, Vorspiel.