Leipzig:
Platner, Cäsar, Heydenreich, Born


In Leipzig war in den 80er Jahren der einflußreichste und beliebteste Philosoph der auch als Mediziner und als Ästhetiker angesehene Ernst Platner (geb. 1744), ein eleganter Redner und gewandter Schriftsteller, namentlich geschätzt als Verfasser der vielgelesenen 'Aphorismen' und bis dahin mit Kant nicht ohne Berührungspunkte, besonders in der Erziehungsreform. Aber die zweite Auflage seiner 'Aphorismen' (1784) wandte sich nun auch an zahlreichen Stellen wider "Herrn Kanten". In seinen Vorlesungen hielt er sich anfangs noch vorsichtig zurück, ging aber allmählich zu offener "Widerlegung" über und klagte Reinhold, die Kantianer wollten einen "gar zu argen Skeptizismus" einführen, der alles von ihm und seinesgleichen gestiftete Gute ganz zu Boden trete.

Dagegen wandten sich auch hier mehrere jüngere Dozenten der neuen Lehre zu. So der gutmütige, aber nicht bedeutende K. A. Cäsar, der sich am 1. November 1787 an Kant selbst wandte und auch noch 1791 die kritische Philosophie lehrte. Ferner ein tüchtiger Dozent der Mathematik und Physik mit dem heute berühmt gewordenen Namen Hindenburg, der aber nur wenig Zuhörer hatte und. noch in den 90er Jahren durch Beck mit dem Königsberger Philosophen in Verbindung stand. Weiter seit 1788 der junge und begabte K. H. Heydenreich, ein unruhiger Geist und dabei von schwächlichem Körper, beständig von Schulden bedrängt und vielleicht deswegen später dem Trunke ergeben, der nicht das leistete, was er hätte leisten können, und schon 1801 erst 37 jährig starb. Ein vierter und letzter, F. G. Born, besaß einen schlechten Vortrag und ist nur als Übersetzer von Kants Hauptschriften bekannt geworden. Schon am 7. Mai 1786 hatte er sich ihm zu einer Übertragung seiner Schriften in "altes, klassisches Latein" angeboten, damit sie auch in England, Frankreich und Holland gelesen würden. Unserem Philosophen mußte ein solches Anerbieten um so erwünschter sein, als ein früherer, 1782 von einem westpreußischen Landpfarrer Bobrik unternommener Versuch infolge von dessen Unfähigkeit gänzlich mißlungen war. Doch zog sich die Sache sehr in die Länge, da der Übersetzer öftere Vorschüsse von dem Verleger (Hartknoch) beanspruchte, während letzterer über den zu langsamen Fortschritt der Arbeit klagte. Endlich, 1796—98 erschien das Werk in vier Bänden, scheint aber Verbreitung fast nur in den Bibliotheken süddeutscher Klöster und katholischer Lehranstalten gefunden zu haben. Auch Borns 1789 in Gemeinschaft mit Abicht (Erlangen) herausgegebenes 'Neues Philosophisches Magazin zur Erläuterung des Kantischen Systems' konnte sich nur zwei Jahre halten.


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