Einkleidung. (Redende auch zeichnende Künste) Eine Vorstellung einkleiden heißt so viel als ihr etwas beifügen, wodurch sie einigermaßen versteckt wird, damit sie sich desto vorteilhafter zeige. So wird ein Begriff durch ein Bild ausgedruckt; eine Wahrheit oder eine Lehre in einer Fabel oder in einer Allegorie vorgetragen und also in etwas sinnliches eingekleidet. Das Einkleiden setzt allemal etwas Bloßes voraus; man kann auch in der Tat diejenigen Vorstellungen bloß nennen, die durch abgezogene Begriffe und also durch den Verstand müssen gefasst werden. Diesen Vorstellungen Sinnlichkeit geben heißt also sie einkleiden.
Die schönen Künste, welche abgezogene oder allgemeine Vorstellungen erwecken können, müssen sie einkleiden, weil sie nicht für den Verstand, sondern für die Sinnlichkeit arbeiten; also ist die Einkleidung der Begriffe und der Gedanken eine den schönen Künsten eigentümlich zugehörige Arbeit. Nicht als ob jeder einzelne allgemeine Begriff oder Gedanken notwendig müsste eingekleidet sein; denn dieses würde mehr schaden als nützen. Es muss nur bei den Hauptvorstellungen geschehen, von denen eigentlich die Wirkung, die der Künstler im Ganzen zu erhalten sucht, abhängt.
Die Einkleidung betrifft entweder nur einzelne Teile oder das Ganze. Von ihr bekommt bisweilen im letztern Fall das ganze Werk seine Form oder seine Art und wird zur Allegorie oder zur Fabel, auch wohl zur Ode, zur Elegie, zum Traum. Denn bisweilen besteht die Art eines Werks bloß in der Einkleidung.