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678. Geldgier¹⁾. Gewinnsucht²⁾. Geiz³⁾.

1) Greed after money, cupidity.
2) Greed (or love) of gain, covetousness passion for lucre.
3) Avarice.
1) Soif de l’argent, cupidité.
2) Avidité du gain, esprit de lucre
3) Avarice.
1) Avidità di danari, sete di ricchezze.
2) Avidità di guadagno, cupidità.
3) Avarizia.

Alle drei Wörter bezeichnen bestimmte Formen und Erscheinungen der Habsucht (vgl. Art. 572), beziehen sich also auf ein Übermaß im Erwerben und Nehmen. Geiz drückt außerdem noch die Vermeidung des Gebens oder wenigstens die Kargheit im Geben aus, eine Bedeutung, die in der Geldgier und Gewinnsucht nicht mit zum Ausdruck kommt. Ferner geht Geiz auf das Zusammenscharren und Zusammenhalten auch des kleinsten Gewinnes und der geringsten Ersparnis, während Geldgier und Gewinnsucht das Jagen nach großen Gewinnen und das Aufhäufen von übermäßig viel Geld und Gut bezeichnen. Gewinnsucht und Geldgier heben beide das Leidenschaftliche in dem Streben nach Besitz hervor; sie unterscheiden sich aber in der Weise, daß Geldgier, indem sie lediglich die Beziehung auf das Geld hervorhebt und Gier ein hastigeres und rücksichtsloseres Jagen nach Besitz ausdrückt als Sucht, stärker, leidenschaftlicher und wesentlich unedler ist als Gewinnsucht, die auch auf andere Güter als auf Geld sich richten kann und ein zwar gleichfalls leidenschaftliches, oft krankhaftes, aber doch weniger stürmisches und gieriges Jagen nach Geld und Gut bezeichnet. Gewinnsucht kann bei großen Spekulationen und Unternehmungen auch einen gewissen großartigen Zug annehmen, ähnlich der Herrschsucht, wenn sie auch immer ein Laster, eine Schwäche bleibt. Bei Geldgier ist dies ausgeschlossen. Ein Kaufmann, der in gewagten Unternehmungen um des zu erhoffenden Gewinnes willen sein ganzes Hab und Gut aufs Spiel setzt, ist gewinnsüchtig; ein Wucherer, der rücksichtslos die Notlage seiner Mitmenschen ausnützt und sie oft zur Verzweiflung und zum Selbstmorde treibt, ist geldgierig. Geiz geht zurück auf althochd. gît, d. i. Gier, Habgier (mittelhochd. gîtesen, gierig sein), Gier auf althochd. girî, mhd. gir, Begehren, Verlangen, Sucht auf althochd. suht, d. i. Krankheit. „Geiz ist eine Wurzel alles Übels.“ Luther, 1. Tim. 6, 10. Die Grundbedeutung von Geiz ist also Gier, und diese ist noch in Wörtern wie Ehrgeiz, des Ruhmes Geiz (Schiller), Geiz nach Siegen (Geliert) u. a. enthalten. Geldgier und Gewinnsucht können nicht in solcher Weise wie Geiz auch auf andere Dinge übertragen werden.