Zum Hauptinhalt springen

621. Galanterie¹⁾. Höflichkeit²⁾. Schmeichelei³⁾. (Galant, Höflich)

1) Galant manner(s); courtesy.
2) Politeness, civility; urbanity, polished manners.
3) Flattery, cajoling.
1) Galanterie, courtoisie.
2) Politesse, civilité, urbanité.
3) Flatterie, cajolerie.
1) Galanteria, gentilezza, cortesia.
2) Pulitezza, civiltà.
3) Lusinga, blandizia, adulazione.

Galanterie ist aus dem Französischen zu uns gekommen (frz. galanterie, ital. galanteria, und dieses aus frz. galant, ital.-span. galante, d. i. artig, eigentlich: fein aufgeputzt, von Gala, Hofkleid, Prachtanzug, span. gala, Kleiderpracht). Das Wort bezeichnet die feine, gefällige Art, namentlich Damen gegenüber, sowie im engern Sinne: eine feine Höflichkeit, die man einer Dame sagt oder durch eine Handlung beweist. Häufig mischt sich in die Galanterie ein verstecktes oder offenes Liebeswerben in feiner Form. Daher spricht man von galanten Abenteuern, d. i. Liebesabenteuern, von einer galanten Affäre, d. i. einem Liebeshandel. Ja, man spricht sogar von galanten Frauen, um deren Neigung mit Männern zu kokettieren oder, wie man jetzt nach englisch-amerikanischem Vorbild sagt, zu flirten, zu kennzeichnen. Als das Wort Galanterie im Ausgang des 17. und im Beginn des 18. Jahrhunderts zu uns kam, bedeutete es lediglich: die Fähigkeit, sich der neuesten, letzten Mode entsprechend zu benehmen oder einzurichten. Noch bei Goethe kommt der Ausdruck „der galante Balkon“ vor (d. h. der nach der neuesten Mode eingerichtete), und in der Schweiz ist das Wort heute noch in diesem ursprünglichen Sinne üblich. Daher nennt man die Lyrik im Ausgang des 17. Jahrhunderts „die galante Lyrik“. Obwohl das Wort „galant“ in Otto Julius Bierbaums Irrgarten der Liebe nicht vorkommt, so sind doch viele der darin enthaltenen Lieder geradezu Musterbeispiele der modernen galanten Lyrik.

Höflichkeit bezeichnet eigentlich das feine, höfische Wesen. Wer höflich ist, bringt allen, Männern wie Frauen, die feine Aufmerksamkeit und Achtung entgegen, die diesen ihren Verhältnissen angemessen gebührt, und bringt sie diesen gegenüber auch, den eingeführten Sitten der guten Gesellschaft entsprechend, zum Ausdruck. Auch seinen Gegner kann man höflich behandeln. Die Höflichkeit hält sich aber völlig frei von Liebeswerben und Liebelei; dadurch vor allem unterscheidet sie sich von Galanterie. Sie ist auch nicht darauf aus, immer die neuesten Moden zur Geltung zu bringen, sondern ist stetig und ruhiger.

Die Schmeichelei ist immer ein berechneter Ausdruck des Wunsches, dem andern zu gefallen. Während Galanterie und Höflichkeit sich vorwiegend auch durch Handlungen ausdrücken, besteht die Schmeichelei in erster Linie in Worten, die sich zuweilen mit Handlungen verbinden können (streicheln, schmeicheln, liebkosen), aber doch nur in ganz vertrauten Verhältnissen. Häufig geht die Schmeichelei darauf aus, sich um eines Vorteils willen die Gunst eines Höheren und Mächtigen zu erwerben. Wenn sie dabei zur Heuchelei und unwahren Lobsprüchen greift, so artet sie zu einem verwerflichen Laster aus, was bei der Galanterie und der Höflichkeit ausgeschlossen ist. Auch die Gunst der Frauen suchen viele sich durch Schmeicheleien zu erwerben, und die berückenden Schmeicheleien gewandter Liebesritter haben schon viel Unheil angerichtet. Schmeichelei hat daher in den meisten Fällen eine Beimischung von etwas Unwürdigem, Egoistischem und Unlauterem. Doch kann auch ein Lied, eine Musik usw. sich in unser Ohr und Herz schmeicheln, wobei natürlich jeder Tadel ausgeschlossen ist und nur der süße, schmeichelnde Wohllaut herrschend hervortritt.