7. Giovanni Battista Vico


Endlich möge bereits an dieser Stelle ein italienischer Denker erwähnt werden, der zwar erst ein Jahrhundert später gelebt, aber an Bodin und Grotius sich gebildet hat: der Begründer der neueren Geschichtsphilosophie und Völkerpsychologie Giovanni Battista Vico (1688-1744), Lehrer der Rhetorik an der Universität Neapel. Gegenüber der geistigen Leere, die nach der Unterdrückung von Bruno, Campanella und Galilei unter der Alleinherrschaft des von Spanien aus unterstützten Jesuitismus über die Philosophie Italiens hereinbrach, bildet die einsame Gestalt des durch die neuplatonische Renaissance, namentlich Campanella, beeinflußten Neapolitaners den einzigen Lichtpunkt. Vico blieb zwar gläubiger Katholik, äußert aber bereits eine ganze Reihe moderner geschichtsphilosophischer Ideen. Der Grundgedanke seines Hauptwerks Prinzipien einer neuen Wissenschaft von der gemeinsamen Natur der Völker (1725, ins Deutsche übersetzt 1822) ist der, dass bei allem Walten der Vorsehung im Grunde doch die Menschen selbst, der Natur ihres Wesens und zugleich ihren sozialen Bedürfnissen folgend, ihre Geschichte gestalten, und dass die Entwicklung der Völker nach einem allgemeinen Gesetze natürlich fortschreitet. So folgt z.B. im Altertum wie in der neueren Zeit dem mythisch-theokratisch-patriarchalischen ein aristokratisch-ritterliches und diesem ein bürgerliches (demokratisches oder monarchisches) Zeitalter.

Weniger modern ist Vicos Metaphysik, die, gegen Descartes gerichtet, platonisch-augustinische Gedanken mit einer Art Monadenlehre verbindet.


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