Halbschatten

Halbschatten. (Malerei) Dieses Wort wird in der Malerei gebraucht, aber nicht allemal in dem eigentlichen, ihm zukommenden Sinn. Nach seiner wahren Bedeutung muss es bei der Farbengebung von den Stellen gebraucht werden, wo die eigentümliche Farbe der Körper, aus Mangel des vollen Lichts, etwas dunkler wird als sie da ist, wo das ganze Licht auffällt. Wenn ein an der Sonne liegender Körper einen Teil seiner Fläche der Sonne gerade zukehrt, dass alle Strahlen senkrecht oder beinahe so darauf fallen, so erscheint auf dieser Stelle des Körpers seine eigentümliche Farbe in vollem Lichte; die Teile, die von der Sonne weggekehrt sind, auf die folglich gar kein Sonnenstrahl fallen kann, sind im völligen Schatten; die Stellen aber, wo das Licht schief auffällt, die von demselben nur gestreift werden, haben ein merklich vermindertes Sonnenlicht, folglich wird die eigentümliche Farbe weniger hell. Weil die Farbe weder das volte Licht hat, noch in vollem Schatten liegt, so gibt man dieser Verminderung der Helligkeit der eigentümlichen Farbe den Namen des Halbschattens. Die Verdunklung der eigentümlichen Farbe kann durch Beimischung einer dunkeln Farb in die Helle und also durch das Brechen der Farben erhalten werden, deswegen haben einige das Wort Halbschatten überhaupt von den gebrochenen Farben gebraucht. Andre haben überhaupt die Mittelfarben Halbschatten genannt, weil die Verdunklung der hellen Farbe des vollen Lichtes auch durch ganze Mittelfarben kann erhalten werden. Hieraus lässt sich begreifen, woher die Ungewissheit und Verwirrung in Ansehung der Bedeutung des Wortes entstanden ist, über welche der Hr. von Hagedorn, in seinen Betrachtungen über die Malerei, sich beklagt.1

 

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1 S. 681 .

 


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