Kampftaktik, Verhalten nach dem Sieg


Wenn der Kampf auf dem ganzen Schlachtfelde am heftigsten tobt, setzen sich auserlesene verschworene Jünglinge, die sich dem Tode geweiht haben, den Feldherrn zum Ziel und greifen ihn bald offen an, bald stellen sie ihm hinterlistig nach; ihm gilt es von nahe und ferne; der Angriff auf ihn wird in Form eines langen, immer wieder neugebildeten Keiles unternommen, in den rastlos frische Kämpfer an Stelle der ermüdeten einspringen. Nur selten ist es der Fall, dass er nicht umkommt, oder lebendig in die Gewalt seiner Feinde fällt, wofern er nicht sein Heil in der Flucht sucht.

Wenn der Sieg von ihnen erfochten wird, schwelgen sie nicht in der Niedermetzelung der Feinde; sie nehmen die Fliehenden lieber gefangen, als dass sie sie umbringen; auch verfolgen sie die Geschlagenen nicht so blindlings, als dass sie nicht immer noch eine in Schlachtordnung aufgestellte Heeresabteilung unter ihren Fahnen bereit hielten. So zwar, dass sie, wofern nicht die übrigen Heereskörper besiegt sind, und sie erst mit ihrer letzten Schlachtlinie den Sieg errungen haben, lieber die gesamten Feinde entrinnen ließen, als dass sie den Fliehenden nachsetzen und ihre eigenen Reihen zu verwirren sich angewöhnen. Sie sind sehr wohl dessen eingedenk, wie es sich mehr als einmal zugetragen hat, dass, wenn das gesamte Gros ihres Heeres besiegt und in die Flucht geschlagen war, und die Feinde, über ihren Sieg frohlockend, hierhin und dorthin zur Verfolgung auseinander stoben, ihrer nur Wenige, die in einem Hinterhalt gelegt waren und auf die passende Gelegenheit warteten, die Zerstreuten und aus der Schlachtordnung Schwärmenden, die aus dem Gefühl allzu großer Sicherheit alle Vorsicht vernachlässigt hatten, plötzlich hervorbrachen und dem Ausgang des Gesamttreffens eine andere Wendung gaben, den unbezweifelten und zweifellosen Sieg Jenen aus den Händen wanden und aus Besiegten zu Siegern wurden.

Es ist nicht leicht zu sagen, ob sie schlauer darin sind, Hinterhalte zu stellen, oder gewitzter, solchen zu entgehen. Du würdest glauben, dass sie sich zur Flucht anschicken, während sie das gerade Gegenteil im Sinne haben, und wenn sie zu fliehen vorhaben, so würdest du dir das vorher nicht vorzustellen imstande sein. Denn sobald sie merken, dass sie in numerischer Beziehung die Schwächeren sind oder den Nachteil der Stellung haben, so brechen sie entweder zur Nachtzeit das Lager ab und setzen ihre Kolonnen geräuschlos in Bewegung, oder sie täuschen durch irgend eine andere Kriegslist den Feind, ziehen sich auch wohl am hellen Tage ganz allmählich zurück, jedoch in so guter Ordnung, dass es nicht minder gefährlich ist, sie anzugreifen, als wenn sie selbst zum Angriffe heranstürmen.


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