9. Versorgung der Bevölkerung


Doch ich kehre zum Zusammenleben der Bürger zurück.

Der Älteste steht (wie ich gesagt habe) der Familie vor. Die Gattinnen dienen den Ehemännern, die Kinder den Eltern, überhaupt die Jüngeren den Älteren.

Jede Stadt ist in vier gleiche Abteilungen geteilt. In der Mitte jeder Abteilung ist ein allgemeiner Markt. Dorthin werden in gewisse Gebäude die Arbeitsprodukte aller Familien gebracht, dann werden die verschiedenen einzelnen Gattungen in Magazine sortiert gelagert. Von dort holt jeder Familienvater, was er und die seinen nötig haben, und nimmt es ohne Geld und ohne irgendwelche Gegenleistung an sich. Denn warum sollte ihm etwas verweigert werden? Da ja alle Dinge in Überfluss vorhanden sind und der Befürchtung nicht Raum gegeben wird, dass jemand mehr als er bedarf, verlangen werde. Denn warum sollte man annehmen, dass jemand Überflüssiges fordern werde, wenn er sicher ist, dass er in keinem Augenblicke irgend einer Sache ermangeln werde? Habgierig und raubsüchtig macht alle Lebewesen die Furcht vor künftiger Entbehrung, oder, bei den Menschen allein, auch noch der Hochmut, durch das Prunken mit überflüssigen Dingen, deren Besitz sie sich zur Ehre anrechnen, sich vor den andern hervorzutun, eine Art des Lasters, dessen Entwickelung durch die utopischen Einrichtungen von vornherein abgeschnitten ist.

Den erwähnten Märkten schließen sich Lebensmittelmärkte an, nach denen nicht nur Gemüse, Baumfrüchte und Brot, sondern auch Fische und alles Eßbare von Säugetieren und Geflügel geschafft wird, die an passenden Orten errichtet sind, wo durch Flusswasser aller Schmutz und Unrat weggespült wird. Dorthin werden die von den Knechten geschlachteten und gereinigten Tiere gebracht (denn ihre Bürger sollen sich nicht an das Schlächterhandwerk gewöhnen, wodurch, wie sie der Ansicht sind, das Mitleid, das menschlichste der Gefühle unserer Natur, allmählich abgestumpft werde und schwinde), auch lassen sie nichts Schmutziges und Unreines in die Stadt bringen, weil die durch die Fäulnis verdorbene Luft Krankheiten einschleppen könnte.


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