24. Narren, Krüppel, natürliche Schönheit


Possenreisser und Narren gewähren ihnen viel Ergötzung und Vergnügen. Wie es einem aber zur großen Unehre gereicht, solche zu beleidigen, so ist es andererseits nicht verboten, an der Torheit sich zu ergötzen. Dies kommt den Narren selbst am meisten zu gute, denken die Utopier, denn wenn jemand so ernst und trübsinnig geartet ist, dass er weder über ihre Reden noch Handlungen zu lachen vermag, so werden die Narren seinem Schutze nicht anvertraut, da man befürchtet, sie würden von solchen nicht gut behandelt, denen sie weder Nutzen noch Ergötzung gewähren können, welche letztere doch die einzige ihnen verliehene Begabung ist.

Einen Häßlichen oder Krüppel zu verspotten, gilt nicht für den Verspotteten, sondern für den Verspotter als schimpflich, der da dasjenige, was jemand nicht in seiner Macht hat, zu vermeiden, diesem törichterweise als einen Mangel vorwirft.

Wie sie es für das Gebahren eines lässigen und trägen Menschen halten, die natürliche Schönheit nicht zu pflegen, so gilt es ihnen als eine ehrlose Unverschämtheit, Zuflucht zu der Schminke zu nehmen. Aus Erfahrung wissen die Utopier nämlich, dass keine Reize der Schönheit die Frauen ihren Gattin so empfehlen, wie Ehrenwertheit der Sitten und ehrehrbietiges Benehmen. Denn sowie gar mancher Mann durch die Schönheit allein gewonnen wird, so wird doch ein Mann durch nichts anderes als Tugend und Gehorsam auf die Dauer festgehalten.


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